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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Hermann Kirchmayr, Silz (Tirol)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0076

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INNEN-DEKORATION.

HERMANN KIRCHMAYR—SILZ.

zeigen haben. Natürlich wird auch, wo der Geist
des Stehenbleibens das Steuerruder des Unterrichtes
führt, sorglich alles gethan, um nicht den wahren
Angelpunkt von Bestrebungen klarzulegen, welche,
gründlich angefasst, an so Manchen die Anforderung
stellen würde: »Fang Dein Studium von vorne an,
lerne nicht blos auswendig, sondern denk' nach«.
Fast will es scheinen, als läge darin sehr oft die
ablehnende Haltung begründet, die selbst so klar
dargelegten Ideen, wie sie Meurer entwickelt hat,
Lebensfähigkeit und Berechtigung absprechen, von
radikaleren Neuerern nicht zu sprechen. Indes —
andere Kräfte als die bisher nach immer gleichem
Rezept verwendeten fangen
an, sich mit der Frage zu be-
schäftigen, wie dem heran-
wachsenden Menschen in
des Wortes bester Bedeu-
tung die Augen geöffnet
werden sollen, um sie end-
lich ihrem edelsten Zwecke,
der selbständigen Beobach-
tung schon in frühen Jahren
entgegen zu führen. Auf
dieser Basis wird ein neues
Geschlecht heranwachsen,
an die Stelle der Ver-
knöcherung, die heute noch
herrscht, lebensfrische An-
schauungen setzen und
kaum mehr verstehen, wie
es möglich war, dass der
künstlerische Drill, der kein
individuelles Empfinden er-
heischt, lange, lange Jahre h. kirchmayjl.

hindurch alles niederzu-
drücken vermochte, was mit
gesunder Lebenskraft be-
gabt, neben ihm zu wachsen
begann.

Ist das Verständnis nicht
blos für die rein äusserliche
Formenwelt der Natur, son-
dern vor allem für die
Funktionen, welche dieser
Formenwelt zu Grunde lie-
gen, durchgedrungen, dann
wird auch die Zeit da sein,
wo die Forderung nach an-
derem als dem traditionell
Gewordenen nichts Auffal-
lendes mehr hat. Freilich
um dies Verständnis
zu wecken, wird es einer
förmlichen Umgestaltung des Unterrichtes über-
haupt bedürfen. Dass an Schulen für künstlerische
Erziehung die Kenntnis des menschlichen, vielleicht
auch des tierischen Organismus gepflegt wird, gerade
um dem Studierenden die Funktionen des Knochen-
gerüstes und Muskelsystems klar zu machen, er-
achtet man als selbstverständlich. Warum aber wird
die Lehre von der Schönheit nicht direkt aus der
Lehre der Funktionen abgeleitet? Jener Körper
wird immer der tadelloseste sein, dessen Einzel-
Mechanismen ebenso wie der Gesamt-Apparat unter
sich in richtigster Weise funktionieren. Müssten nicht
gerade aus dem 1 begriffe des vollendeten Ineinander-

Mistel-Studie an der lebenden Pflanze.

Mistel-Studie zum Beleuchtungs-Körper im Interieur Seite 80 u. 81.
 
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