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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Hermann Kirchmayr, Silz (Tirol)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0079
INNEN-DEKORATION.
73
Hermann kirchmayr — silz. Durchbrochenes Schnitzwerk.
Detail zum Wandschranke des Interieurs S. So.
nügend grosse Zahl von Illustrationen
unterstützt sein.
Und was hat das alles mit dem
Architekten Hermann Kirchmayr zu
thun? Es ist im grossen und ganzen
der Inhalt einer Unterredung, die ich
kürzlich mit ihm gepflogen habe. Kirch-
mayrs Zeichnungen, die hier dem Texte
beigegeben sind, sprechen in erster Linie
von dem feinen Formengefühl, das der
Künstler besitzt; sie geben durch die
ausserordentliche Mannigfaltigkeit, mit
der z. B. die Mistel ornamentale Ver-
wertung gefunden hat, Zeugnis von der
Phantasie über die der Autor verfügt,
indes ist dies alles mehr oder weniger
Flächen - Dekoration, nicht räumliche
Körper-Gestaltung. Gerade aber darin
hat Kirchmayr seit Jahren tiefgehende
Studien gemacht. Schade nur, dass sie
so zu sagen vergraben sind*) und nicht
da ihre Wirkung geltend machen, wo
sie am Platze wären, d. h. wo sie für
andere befruchtend wirken müssten.
Kirchmayr hat, wie jeder Baukunst-Be-
flissene es noch immer thun muss, während
zehn Semestern an der Hochschule zu
München alle Säulen-Ordnungen fleissig
studiert, alle Gurt- und Haupt-Gesimse, die
Palladio, Vignola und Letarouilly geben,
nachgezeichnet und war, »wie sich's ge-
hört«, davon überzeugt, dass für unsere
Zeit die Renaissance gleichbedeutend sei
mit der alleinseligmachenden Formen-
sprache. Eine Studienreise führte ihn nach
Süd-Tirol. Von Klausen wanderte er
hinauf nach Velthurns und hat sich dort
in die köstlichen Arbeiten Meister Spin-
neiders von Meran dermassen verbissen,
dass er einfach hängen blieb und nicht
eher mehr von der Stelle wollte, als bis
er das letzte Stück genau studiert und
aufgezeichnet hätte. Das nahm geraume
Zeit in Anspruch. Allmählich aber trat
der Zustand ein — ich lasse ihn am besten
selbst sprechen. »Gleichgültig, und von
dem ewigen Wiederkauen dessen, was ein
* Hermann Kirchmayr lebt seit Jahren völlig
zurückgezogen von der Welt in Tirol, erst lange Zeit in
Klausen, jetzt in Silz. Es ist daher äusserst dankens-
wert, dass die »Innen - Dekoration« Kunde gibt
von diesem künstlerisch hoch veranlagten Manne.
H. KIKC'HM \\ K.
Durchbrochenes Flachschnitzwerk für Interieur S. So u. Si.
73
Hermann kirchmayr — silz. Durchbrochenes Schnitzwerk.
Detail zum Wandschranke des Interieurs S. So.
nügend grosse Zahl von Illustrationen
unterstützt sein.
Und was hat das alles mit dem
Architekten Hermann Kirchmayr zu
thun? Es ist im grossen und ganzen
der Inhalt einer Unterredung, die ich
kürzlich mit ihm gepflogen habe. Kirch-
mayrs Zeichnungen, die hier dem Texte
beigegeben sind, sprechen in erster Linie
von dem feinen Formengefühl, das der
Künstler besitzt; sie geben durch die
ausserordentliche Mannigfaltigkeit, mit
der z. B. die Mistel ornamentale Ver-
wertung gefunden hat, Zeugnis von der
Phantasie über die der Autor verfügt,
indes ist dies alles mehr oder weniger
Flächen - Dekoration, nicht räumliche
Körper-Gestaltung. Gerade aber darin
hat Kirchmayr seit Jahren tiefgehende
Studien gemacht. Schade nur, dass sie
so zu sagen vergraben sind*) und nicht
da ihre Wirkung geltend machen, wo
sie am Platze wären, d. h. wo sie für
andere befruchtend wirken müssten.
Kirchmayr hat, wie jeder Baukunst-Be-
flissene es noch immer thun muss, während
zehn Semestern an der Hochschule zu
München alle Säulen-Ordnungen fleissig
studiert, alle Gurt- und Haupt-Gesimse, die
Palladio, Vignola und Letarouilly geben,
nachgezeichnet und war, »wie sich's ge-
hört«, davon überzeugt, dass für unsere
Zeit die Renaissance gleichbedeutend sei
mit der alleinseligmachenden Formen-
sprache. Eine Studienreise führte ihn nach
Süd-Tirol. Von Klausen wanderte er
hinauf nach Velthurns und hat sich dort
in die köstlichen Arbeiten Meister Spin-
neiders von Meran dermassen verbissen,
dass er einfach hängen blieb und nicht
eher mehr von der Stelle wollte, als bis
er das letzte Stück genau studiert und
aufgezeichnet hätte. Das nahm geraume
Zeit in Anspruch. Allmählich aber trat
der Zustand ein — ich lasse ihn am besten
selbst sprechen. »Gleichgültig, und von
dem ewigen Wiederkauen dessen, was ein
* Hermann Kirchmayr lebt seit Jahren völlig
zurückgezogen von der Welt in Tirol, erst lange Zeit in
Klausen, jetzt in Silz. Es ist daher äusserst dankens-
wert, dass die »Innen - Dekoration« Kunde gibt
von diesem künstlerisch hoch veranlagten Manne.
H. KIKC'HM \\ K.
Durchbrochenes Flachschnitzwerk für Interieur S. So u. Si.