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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Ein modernes Empfangs-Zimmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0082

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INNEN-DEKORATION.

Bänke an den gegenüberliegenden Längs-Seiten
des Zimmers gebildet. Jede Polster-Bank ist rechts
und links durch zwei kleine, reizvoll gestaltete
Prunk-Schränkchen eingefasst. Polster-Bank und
Schränkchen, die auch einzeln verwandt werden
können, bilden so ein schönes, harmonisches Ganzes.
Die Betonung, die der Polster-Bank durch die
Schränkchen verliehen wird, wirkt wiederum auf diese
zurück und erhöht deren Geltung. Trotzdem diese
Möbel in der Form sehr einfach, ruhig, ja ernst ge-
halten sind, wirken sie dennoch überaus elegant.
Ihre matten Töne werden durch die frische Gegen-
wirkung der Kupfer-Beschläge, deren Natur-Farbe
durch eine leichte Oxydation resp. Patinierung ge-
dämpft ist, gehoben. Die Nagelung an den Polster-
Bänken und den Stühlen ist in ihrer absolut zweck-
mässigen Verwendung hier zu einem hübschen
Schmuck - Motive geworden. In der Mitte des
Raumes, zwischen den beiden Polster-Bänken, steht
ein zierlicher Prunk-Tisch, der durch die einfache
Stab-Konstruktion, die seine Füsse in senkrechter
wie in wagrechter Richtung mit einander verbindet,
an Stabilität sowohl wie an voluminöser Wirkung
gewonnen hat. Dieses Element tritt auch in der Bil-
dung der Sessel auf, die eine sehr schöne Silhouette

aufweisen. Eine hervorragende Leistung ist der drei-
teilige Eck-Spiegel, der in seiner Konstruktion so-
wohl, wie in seinen Formen grosse Originalität zeigt.
Die obere Begrenzung des Spiegels ist überaus
rhythmisch. Trotzdem möchte man diesem Ab-
schlüsse eine engere Verbindung mit den aufge-
schraubten Spiegel-Platten wünschen. Interessant ist
die Ausbildung der unteren Partie des Spiegels
zwecks Aufnahme von Blumen-Arrangements. Dem
Spiegel gegenüber, in der anderen Ecke des Zimmers,
steht ein feines Schränkchen, das sich durch reichere
Holz-Schnitzereien in seinem unteren Teile und
durch Metall-Schmuck in seiner oberen Partie aus-
zeichnet. Der kupferne Beschlag ist ziemlich reich
ausgebildet. In die Flügel des oberen Schrank-
Thürchens sind die bekannten Reliefs »Parzen«
von Rudolf Bosselt eingelassen. Sie sind ein fein-
sinniges »Memento« in diesem, ganz der Lebens-
Freude gewidmeten Räume.

Zwei weitere Räume des Koch'schen Hauses,
das eine, ein Herren-Arbeits-Zimmer, nach Ent-
würfen von van de Velde, das andere, ein grosses
Speise-Zimmer, nach Intentionen des Hausherrn mit
englischen Möbeln eingerichtet, werden wir in Bälde
ebenfalls an dieser Stelle veröffentlichen. Die Red.

HERMANN KIKCHMAY R.

Handgriffe an den Wandschränken im Interieur S. 7Q. Motiv: Insekten-Formen.
 
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