DOI Artikel:
Velde, Henry van de: Werkstätten für Handwerks-Kunst
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0164
INNEN-DEKORATION.
'57
wir laufen keine andere Gefahren als die, welche wir
wirklich vorhersehen können; und welche von der
Person des Fabrikanten, dem wir die Verwertung
unserer Werke anvertrauen, und von seinem und
seines Hauses Ruf abhängig sind. Die Sicherheit
eines solchen Prinzips, das im Grunde sehr richtig
ist, zog eine Gruppe Künstler an die Dresdener
Werkstätten für Handwerks-Kunst. Prof. Karl
Gross, Joh. Vincenz Cissarz, Welter, Hans Schlicht,
E. und Gertrud Kleinhempel, W. Kreis, A. Endell,
Otto Fischer, Professor Gussmann, von Beckerat,
Schwindrazheim! Später trat noch Frl. M.Junge
hinzu; sie und Frl. Gertrud Kleinhempel arbeiten
mit vereinten Kräften, und sind sich in ihrem
Schaffen so ähnlich, dass man ihre Arbeiten ver-
wechseln könnte. Oft arbeiten
sie direkt zusammen und
bringen Werke zur Aus-
führung, welche die guten
Eigenschaften beider Künst-
lerinnen in sich tragen, und
dadurch einzelne Fehler
schwächer erscheinen lassen.
Unter den zahlreichen
Mitarbeitern, die die Herren
Schmidt & Müller um sich
versammelten, gebührt den
beiden erwähnten Damen
die meiste Beachtung. Was
besonders an den Werken
dieser jungen Künstlerinnen
fesselt, ist eine rührende
Naivität, die sich in den von
ihnen ersonnenen Interieurs
zeigt, ähnlich wie in den
Albums von Kate Green a-
way. Persönlich kann ich
nur mit einiger Anstreng-
ung Geschmack an dieser
Naivität finden, in der ich
immer ein wenig Sentimen-
talität erblicke, die zu be-
kämpfen ich nicht umhin
kann, weil ich sie albern
und kindisch finde, und das
heutige Leben weder albern
noch kindisch ist. Wir haben
den Hang an einer Um-
gebung, die Genre-Bildern
gleicht, Geschmack zu finden,
aber ich mißtraue dem, weil
ich und viele andere heutige
Männer, erkannt haben, dass
wir uns nur durch Feigheit
oder Untugend dazu verführen lassen. Und wenn
ich Gertrud Kleinhempel und Margarete Junge
lobe, so thue ich es aus dem Grunde, weil mehr
als Naivität in ihren meisten Werken liegt.
Dass alle beide sich nach den Album-Blättern,
die sicher die Räume ihrer Kindheit darstellen,
sehnen, zeigt sich in ihren Aquarellen, die wahre
Kinder-Album-Blätter sind. Ihre ausserordenlich
leichten und feinen Skizzen erwecken den Gedanken
an Puppen-Stuben, wo die Möbel sorgfältig auf-
gestellt sind; niemand würde aber nach diesen
Skizzen glauben können, dass es jemals möglich
wäre, sie in natürlicher Grösse auszuführen. Aber
dennoch überzeugen uns nachher die Photographieen,
dass diese Gegenstände erwachsenen Leuten dienen
8
fc
1 *■ 1
-Ii, g
n
* *
GERTRUD KI.EINHEMI'EI. - DRESDEN.
/ Väschc-Sch rank.
Ausgeführt von den Dresdener Werkstätten für Handwerks-Kunst.
'57
wir laufen keine andere Gefahren als die, welche wir
wirklich vorhersehen können; und welche von der
Person des Fabrikanten, dem wir die Verwertung
unserer Werke anvertrauen, und von seinem und
seines Hauses Ruf abhängig sind. Die Sicherheit
eines solchen Prinzips, das im Grunde sehr richtig
ist, zog eine Gruppe Künstler an die Dresdener
Werkstätten für Handwerks-Kunst. Prof. Karl
Gross, Joh. Vincenz Cissarz, Welter, Hans Schlicht,
E. und Gertrud Kleinhempel, W. Kreis, A. Endell,
Otto Fischer, Professor Gussmann, von Beckerat,
Schwindrazheim! Später trat noch Frl. M.Junge
hinzu; sie und Frl. Gertrud Kleinhempel arbeiten
mit vereinten Kräften, und sind sich in ihrem
Schaffen so ähnlich, dass man ihre Arbeiten ver-
wechseln könnte. Oft arbeiten
sie direkt zusammen und
bringen Werke zur Aus-
führung, welche die guten
Eigenschaften beider Künst-
lerinnen in sich tragen, und
dadurch einzelne Fehler
schwächer erscheinen lassen.
Unter den zahlreichen
Mitarbeitern, die die Herren
Schmidt & Müller um sich
versammelten, gebührt den
beiden erwähnten Damen
die meiste Beachtung. Was
besonders an den Werken
dieser jungen Künstlerinnen
fesselt, ist eine rührende
Naivität, die sich in den von
ihnen ersonnenen Interieurs
zeigt, ähnlich wie in den
Albums von Kate Green a-
way. Persönlich kann ich
nur mit einiger Anstreng-
ung Geschmack an dieser
Naivität finden, in der ich
immer ein wenig Sentimen-
talität erblicke, die zu be-
kämpfen ich nicht umhin
kann, weil ich sie albern
und kindisch finde, und das
heutige Leben weder albern
noch kindisch ist. Wir haben
den Hang an einer Um-
gebung, die Genre-Bildern
gleicht, Geschmack zu finden,
aber ich mißtraue dem, weil
ich und viele andere heutige
Männer, erkannt haben, dass
wir uns nur durch Feigheit
oder Untugend dazu verführen lassen. Und wenn
ich Gertrud Kleinhempel und Margarete Junge
lobe, so thue ich es aus dem Grunde, weil mehr
als Naivität in ihren meisten Werken liegt.
Dass alle beide sich nach den Album-Blättern,
die sicher die Räume ihrer Kindheit darstellen,
sehnen, zeigt sich in ihren Aquarellen, die wahre
Kinder-Album-Blätter sind. Ihre ausserordenlich
leichten und feinen Skizzen erwecken den Gedanken
an Puppen-Stuben, wo die Möbel sorgfältig auf-
gestellt sind; niemand würde aber nach diesen
Skizzen glauben können, dass es jemals möglich
wäre, sie in natürlicher Grösse auszuführen. Aber
dennoch überzeugen uns nachher die Photographieen,
dass diese Gegenstände erwachsenen Leuten dienen
8
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1 *■ 1
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GERTRUD KI.EINHEMI'EI. - DRESDEN.
/ Väschc-Sch rank.
Ausgeführt von den Dresdener Werkstätten für Handwerks-Kunst.