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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Prof. Henry van de Velde's kunstgewerbliches Seminar in Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0291

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INNEN-DEKORATION.

279

besonders auf die Vorteile hinweisen, welchen unsere
Fabrikanten und Handwerker aus diesem Seminar
ziehen. — Mit Rücksicht auf die Errichtung dieser
dritten Abteilung ist hauptsächlich der Name Seminar
gewählt worden. Dort bereitet sich in der That die
Saat vor, welche zum moralischen und materiellen
Nutzen unseres Kunst-Gewerbes im Großherzogtum
gedeihen soll. Die Zeichner und Modelleure kommen
mit ganz bestimmten Absichten in das Institut von
Weimar, weil der Fabrikant oder Handwerksmeister
ihren Angestellten angegeben haben, welche Reihe
von Modellen oder welche Pläne und Entwürfe sie
zurückzubringen haben. Bei ihrer Ankunft im
Institut unterbreiten sie dem Direktor desselben
diese Entwürfe; nach einer ersten Korrektur-Arbeit
werden diese Entwürfe Modelle. Dieser Arbeit
wohnt Prof. van de Velde bei; während dieser
Arbeit steht er den Zeichnern und Modelleuren mit
Rat und Unterweisungen bei, und wenn das so unter
diesem Zusammenwirken entstandene Modell in die
Fabrik oder in das Atelier kommt, trägt es wirklich
den Karakter einer Saat, welche mit aller Sorgfalt
und mit aller Wissenschaft behandelt ist,
welche die Wahl von Modellen erheischt,
die der Fabrik, die sie dann ausnutzt,
das Renommee und den Vorteil sichern
sollen. — Diese Modelle oder Pläne sind
nichts Fremdes, wenn sie in die Fabrik
oder in das Atelier zurückkommen, weil
der damit beauftragte Zeichner oder
Modelleur in grossem Maße dazu bei-
getragen hat. Mit derselben Freude, wie
der Angestellte die Modelle und Pläne
geschaffen hat, wird er, von Weimar
nach der Fabrik zurückgekehrt, ihren
weiteren Verlauf in der Fabrik verfolgen.
— Durch die Einrichtung dieser Ab-
teilung wird die künstlerische Fürsorge,
welche Seine Königliche Hoheit der
Großherzog seinem Lande zu spenden
sich entschloss, wirksam. Wir hoffen,
dass die Fabrikanten und Handwerker
sich bald von den grossen Vorteilen
überzeugen, welche das Interesse, das
der Staat dafür hat, und die Ergeben-
heit Prof. van de Velde's in diesen Ge-
danken der künstlerischen Hebung der
Industrieen des Großherzogtums Sachsen-
Weimar ihnen bieten.

Die vierte Abteilung dieses neuen
Institutes wird die Archive dieser
»künstlerischen Hebung der Sächsisch-
Weimarischen Industrieen« umfassen, und
wird erst wahrhaft an einem geräumigeren

Ort, als an dem, über welchen das Institut heute
verfügt, gegründet werden können. Diese Archive
werden alles vereinen, was auf diese »künstlerische
Hebung« Bezug hat (Schriftstücke und Kritiken),
dann die Sammlung aller im »Kunstgewerblichen
Seminar zu Weimar« geschaffenen Modelle (plastische
Modelle und Photographieen).

Wir erwarten voll Vertrauen die Ergebnisse,
die aus der Thätigkeit des Institutes hervorgehen,
das sich in seinem experimentalen Karakter von
dem in Darmstadt gemachten Versuch unterscheidet.
Seine finanziellen Resultate haben nicht wenig dazu
beigetragen, den Feinden der Künstler Vorschub
zu leisten, welche sich mit Leib und Seele der Auf-
gabe gewidmet haben, die der modernen Menschheit
zukommt, sich wie sie in einen Stil auszusprechen.

Alle Anfragen, welche sich auf die drei letzten
Abteilungen beziehen, sind an den Direktor des
Kunstgewerblichen Seminars in Weimar zu richten.

(Wir entnehmen dieses zeitgemiisse Programm des von dem kunst-
sinnigen Nachfolger Karl August's in's Leben gerufenen ersten
modernen kunstgewerblichen Seminars der »Weimarischen Zeitung«.)

PROF. HENRY VAN DE VELDE—WEIMAR.

Heizkörper - Verkleidung,
 
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