Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

DOI article:
Wersin, Wolfgang von: Porzellan
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0082

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
PORZELLAN kann nicht in der Hand unmittelbar
entworfen und geformt werden wie Glas oder
Ton. Denn die Herstellung ist ein komplizierter Vor-
gang, und zwischen Entwurf und Fertigstellung
liegen meist viele Wochen, oft Monate. Ein neues
Porzellangeschirr ist das Ergebnis eines engen Zu-
sammenwirkens zwischen der Führung des Betriebes,
dem Entwerfer, dem Modelleur und der technischen
Leitung. Es bedarf eines großen Könnens und alter
Erfahrung von Seiten des Modelleurs, um alle Ver-
änderungen vorauszusehen und zu berücksichtigen,
die die Porzellanmasse im Brande erleidet, und das
Modell und die Negativformen abweichend von der
Entwurfszeichnung so einzurichten, daß der aus dem

Brande kommende Gegenstand ganz und gar dem
Entwürfe entspricht. Hier entstehen nicht durch
kleine Zufälligkeiten unvorhergesehene Reize. Eine
gute edle Porzellanform verträgt keine Abweichungen
von ihrer gedachten und besten Verwirklichung.
Ein strenges und unerbittliches Gesetz bestimmt ihre
Verhältnisse, mag es vom Entwerfer bewußt oder
unbewußt hineingetragen sein. Gutes Porzellan sucht
nicht nur puritanisch die schlichte, ungeschmückte
Form. Es sucht den reinen Ausdruck einer eindeuti-
gen inneren Gesetzlichkeit und Notwendigkeit, die,
wenn auch jeweils in zeitbedingter Gewandung, die
große Porzellangefäßkunst Europas und Ostasiens
auszeichnet. - Professor wolfgang von wersin
 
Annotationen