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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Aus neuen und erneuerten Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0378

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366

INNEN-DEKORATION

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»aus dem garten eines einfamilienhauses« entwurf und ausführung: willi v1etsch-wien

AUS NEUEN UND ERNEUERTEN GÄRTEN

Gärten zweierlei Art sind es, an die wir zumeist
denken, wenn auf historische Gartenformen die
Rede kommt. — Da ist zunächst der barocke Garten.
Wie die Schlösser, um die sich diese Gärten breiten,
dienen sie glanzvoller Repräsentation, wie jene sind
auch sie Werke höchsten raumkünstlerischen Ehr-
geizes. Wege, Plastiken, Wasserkünste, Pflanzen und
Bäume sind gleicherweise bewußt und absichtsvoll
hingesetzt, die lebende Vegetation ist nur Gestaltungs-
mittel neben den tektonischen Elementen. — Der eng-
lische oder Landschaftsgarten spielt Natur. Er ver-
verbirgt wo und wie immer er kann, daß er von Men-
schen geschaffen ist. Seine Wege sind krumm, sein
Baumwuchs, seine Rasenflächen sind mehr oder
weniger geglückte Kopien der freien Natur. Seine
Hauptgefahr bestand in der Verniedlichung. Das zei-
gen mit erschreckendem Maße die kleinen und klein-
sten Gärten, die in den letzten Vorkriegsjahrzehnten
rings um die sogenannten Villen unserer städtischen
Außenbezirke entstanden sind: in ihnen ringeln sich
Schlangenwege von alberner Kleinheit durch winzige

Rasenflächen. — Wir wollen heute weder das eine
noch das andere, unsere Gärten wollen weder reprä-
sentative Kunstwerke, noch erfundene Landschaft
sein. Die Aufgabe des Gartengestalters besteht für
uns darin, einen formalen Rahmen zu schaffen, ein
durchdachtes Gerüst von Wegen, Steinen und Wasser,
zwischen, auf und in denen Rasen, Blumen und
Bäume ein wohlgeordnetes Dasein finden sollen. Und
inmitten von ihnen allen will der Mensch seinen Platz
haben: nicht um sich dort bei höfischen Festen ge-
messen zu ergehen, nicht um in einer Scheinnatur zu
sitzen, sondern um dort zu wohnen. - Neben der Auf-
gabe, neuen Häusern neue Gärten zu schaffen, tritt
an den Gartengestalter des öfteren die nicht minder
dankbare heran, alte Anlagen in neue Form zu klei-
den und mit neuem Sinn zu erfüllen. Behutsamkeit
ist hier besonders vonnöten: der Baumbestand will
zugleich geschont und gelichtet werden, die Führung
der Wege darf weder kleinlich noch gewaltsam sein.
Es will scheinen, daß Willi Vietschs erneuerte Gärten
nicht minder erfreulich sind als seine neuen, dr. f. m.
 
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