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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Haus auf der hohen Warte
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0093

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT WALTER LOOS »HAUS L.« TERRASSE VOR DEN SCHLAFRAUMEN

HAUS AUF DER HOHEN WARTE

Die Hohe Warte ist ein locker verbauter Hügel- teile: er benötigt keine Unterkellerung, er macht die
grund am Rande der Stadt mit weiten Gärten, natürliche Bewegung des Bodens mit, er führte wie
ein besonders lieblicher Teil der Wiener Landschaft von selbst zur Form eines Terrassenhauses, das sich
und seit Josef Hoffmann bis in die Gegenwart eine vorn nach Südosten öffnet, und nach rückwärts, vom
bevorzugte Gegend des modernen Wiener Villen- Ansatz des Wohnteiles, unmittelbar in das Garten-
baues. Hier steht auch das Haus, das Walter Loos, land übergeht. Aus der gleichen Ursache ergab sich
ein frischer, klarer und begabter Vertreter der jungen die augenfällige materielle Unterscheidung: das
Generation, für die Familie eines Industriellen - die Straßenparterre erscheint aus Bruchstein gemauert
Eltern, zwei Töchter, einen Gast, zwei Hausgehilfinnen und mit Kork isoliert, Wohn- und Schlafstock sind
und den Hausmeister - errichtet hat. Die Einsicht aus glattem, hellem Bimsbeton, die Decken aus Eisen-
des Bauherrn hat dem Architekten die reine Durch- beton. (Die Verwendung des Bimsbetons ist auch
führung seiner Absichten wesentlich erleichtert. wirtschaftlich sehr günstig; denn die Herstellung die-
Die Aufgabe lag nicht gewöhnlich. Das Terrain ses Baustoffes ist einfach, die Bauzeit wird beträcht-
steigt an der Baustelle scharf an. Trotzdem wurde ein lieh verkürzt, das Haus nach der Fertigstellung so-
Erdaushub vermieden. Das war nur dadurch mög- fort beziehbar, das Material besitzt bei einer Stärke
lieh, daß unten an der Straße bloß ein schmaler Vor- von nur 25 cm die Isolierfähigkeit einer 56 cm starken
trakt mit der Wohnung des Hausmeisters und erst Ziegelmauer und bewirkt so auch noch einen an-
darüber ein volles zweites Geschoß in der Höhe des sehnlichen inneren Raumgewinn.)
Gartens mit der Wohnung der Familie angelegt Die Wohnung des Hausmeisters im^rdgeschoß be-
wurde, das über sich ein drittes, den Schlafstock, steht aus einer Wohnküche und einem Schlafraum,
trägt. Das Haus besitzt also zwei Erdgeschosse, das der Hauseingang ist von hier aus leicht zu überwa-
eine gegen die Straße, das zweite gegen den Garten. chen. Aus der nebenan liegenden Garage führt ein
Dieser einfach gelöste Aufbau zeigt mehrere Vor- schmaler Korridor zunächst hinter die Hausmeister-

1937. III. 1*
 
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