Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0107
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Michel, Wilhelm: Raumgestalter und Dichter
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INNEN-DEKORATION
95
»weinservice« entwurf: else wenz-v1etor
neuer Leidenschaft die Geschichte des verschlagenen
Matrosen, die Geschichte seiner Wohnhöhle und der
allmählichen Aufrichtung einer privaten Zivilisation
um diese Höhle her gelesen? Weil sie die Phantasie
in die schlechthin reizvollste Situation einführt, näm-
lich dahin, wo dem Naturzustand unmittelbar durch
Tätigkeit die menschengemäße Wohn-Zone abge-
wonnen wird. Diese Situation spricht den Menschen
am allermächtigsten an, und wenn der Raumgestalter
es fertigbringt, sie in seiner Arbeit, wenn auch nur
von fern, anklingen zu lassen, so kann er des Bei-
falls sicher sein. Das raumgestalterische Tun kommt
nur da auf seinen echten Grund, wo es die ungeordnete
Natur voraussetzt und auf das »helle Zelt« ausgeht,
das sich Menschen inmitten von Nacht und Sturm,
von Lärm und Hast errichten.
Vielleicht wird sich eines Tags unser neues Woh-
nungsdenken gerade dadurch vom alten abheben, daß
es mit neuem Ernst und mit neuer Freude auf diese
Grundvoraussetzung zurückgeht. Das würde heißen,
daß es sich wieder näher an den Punkt stellt, wo
Naturzustand und Menschenwelt sich frisch und
charaktervoll voneinander scheiden, so daß beides
in seinem Ernst gespürt wird. - Wilhelm michel
»weinkühler in messing« entwurf: w. v. wersin
ausführung : deutsche werkstätten münchen
1937, III. 3
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»weinservice« entwurf: else wenz-v1etor
neuer Leidenschaft die Geschichte des verschlagenen
Matrosen, die Geschichte seiner Wohnhöhle und der
allmählichen Aufrichtung einer privaten Zivilisation
um diese Höhle her gelesen? Weil sie die Phantasie
in die schlechthin reizvollste Situation einführt, näm-
lich dahin, wo dem Naturzustand unmittelbar durch
Tätigkeit die menschengemäße Wohn-Zone abge-
wonnen wird. Diese Situation spricht den Menschen
am allermächtigsten an, und wenn der Raumgestalter
es fertigbringt, sie in seiner Arbeit, wenn auch nur
von fern, anklingen zu lassen, so kann er des Bei-
falls sicher sein. Das raumgestalterische Tun kommt
nur da auf seinen echten Grund, wo es die ungeordnete
Natur voraussetzt und auf das »helle Zelt« ausgeht,
das sich Menschen inmitten von Nacht und Sturm,
von Lärm und Hast errichten.
Vielleicht wird sich eines Tags unser neues Woh-
nungsdenken gerade dadurch vom alten abheben, daß
es mit neuem Ernst und mit neuer Freude auf diese
Grundvoraussetzung zurückgeht. Das würde heißen,
daß es sich wieder näher an den Punkt stellt, wo
Naturzustand und Menschenwelt sich frisch und
charaktervoll voneinander scheiden, so daß beides
in seinem Ernst gespürt wird. - Wilhelm michel
»weinkühler in messing« entwurf: w. v. wersin
ausführung : deutsche werkstätten münchen
1937, III. 3