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Über die Raumbeleuchtung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0109
INNEN-DEKORATION
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ein wirklicher stummer Diener, sie
hält uns das Licht hin und ist ganz
gewiß etwas völlig andres als etwa
eine verschiebbare Glühbirne, die
wir durch irgendeine Vorrichtung
überm Kopf zum Leuchten bringen
können. Die Fassung der Licht-
quelle dichtet uns eine Licht-Legende
in den Raum; und zu dieser Legende
gehört wesentlich auch die Abschir-
mung, sei es, daß sie das Licht aus
Kelchen herausblühen läßt oder es
uns in bestimmter Führung zuweist,
so daß wir es in seinem abgegrenzten
Dienstwillen empfinden und vonihm
einen Raum im Räume geschenkt
bekommen, der uns ansiedelt und be-
hütet. Die Beleuchtung ist die see-
lenhafte Seite des Raumbilds, gleich
dem »Ausdruck« in einem Gesicht.
Das Licht ist dann gut, wenn es
uns den Raum warm und sinnvoll
»ans Herz legt«. Wer vermag das
besser als das Licht, die ewige Kraft
alles Hohen und Guten? - G.M.
HILLERBRAND »OHRENBACKENSTUHL UND TISCHCHEN« NUSSHOLZ
LAMPE: HANDKOLOR. FALTSCHIRM, AUSF. DEUTSCHE WERKSTÄTTEN
den Tisch hängen oder im Wandarm alte Kerzen-
gemütlichkeit aufleben lassen. Was heißt aber »Fas-
sung«? Man kann den Begriff von sehr verschiedenen
Seiten her angehen. Wir wollen hier das Eine in den
Vordergrund stellen: Die Formen der »Fassung« - wo-
zu natürlich auch die Zierformen gehören, weil in ihnen
die uranfänglichen Verdeutlichungswünsche alles uns-
res Formens leben - wollen den Gegenstand, hier das
Licht, als ein letztliches Geschenk, als eine gespendete
»Gabe« feiern. Daß der Mensch selbst um das künstliche
Licht als um eine solche »Gabe« weiß, das sehen wir an
den in großzügigen, spenderischen, schenkenden Ge-
bärden entfalteten Formen einer Lichtkrone, eines
schönen Wandarmes oder auch einer Standlampe. Die
Lichtkrone »krönt« doch tatsächlich den Raum! Aus
einer »Höhe« kommt ihr Licht, eine Art festes Sternbild
setzt sie über unsre Häupter, und selbst am Tag, wenn
ihre Flammen schlafen, bleibt ihre Form bedeutendund
wahrt eine Würde. Die Stehlampe tritt neben uns als
»WANDARM FÜR EIN SPEISEZIMMER« ENTW. HILLERBRAND
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ein wirklicher stummer Diener, sie
hält uns das Licht hin und ist ganz
gewiß etwas völlig andres als etwa
eine verschiebbare Glühbirne, die
wir durch irgendeine Vorrichtung
überm Kopf zum Leuchten bringen
können. Die Fassung der Licht-
quelle dichtet uns eine Licht-Legende
in den Raum; und zu dieser Legende
gehört wesentlich auch die Abschir-
mung, sei es, daß sie das Licht aus
Kelchen herausblühen läßt oder es
uns in bestimmter Führung zuweist,
so daß wir es in seinem abgegrenzten
Dienstwillen empfinden und vonihm
einen Raum im Räume geschenkt
bekommen, der uns ansiedelt und be-
hütet. Die Beleuchtung ist die see-
lenhafte Seite des Raumbilds, gleich
dem »Ausdruck« in einem Gesicht.
Das Licht ist dann gut, wenn es
uns den Raum warm und sinnvoll
»ans Herz legt«. Wer vermag das
besser als das Licht, die ewige Kraft
alles Hohen und Guten? - G.M.
HILLERBRAND »OHRENBACKENSTUHL UND TISCHCHEN« NUSSHOLZ
LAMPE: HANDKOLOR. FALTSCHIRM, AUSF. DEUTSCHE WERKSTÄTTEN
den Tisch hängen oder im Wandarm alte Kerzen-
gemütlichkeit aufleben lassen. Was heißt aber »Fas-
sung«? Man kann den Begriff von sehr verschiedenen
Seiten her angehen. Wir wollen hier das Eine in den
Vordergrund stellen: Die Formen der »Fassung« - wo-
zu natürlich auch die Zierformen gehören, weil in ihnen
die uranfänglichen Verdeutlichungswünsche alles uns-
res Formens leben - wollen den Gegenstand, hier das
Licht, als ein letztliches Geschenk, als eine gespendete
»Gabe« feiern. Daß der Mensch selbst um das künstliche
Licht als um eine solche »Gabe« weiß, das sehen wir an
den in großzügigen, spenderischen, schenkenden Ge-
bärden entfalteten Formen einer Lichtkrone, eines
schönen Wandarmes oder auch einer Standlampe. Die
Lichtkrone »krönt« doch tatsächlich den Raum! Aus
einer »Höhe« kommt ihr Licht, eine Art festes Sternbild
setzt sie über unsre Häupter, und selbst am Tag, wenn
ihre Flammen schlafen, bleibt ihre Form bedeutendund
wahrt eine Würde. Die Stehlampe tritt neben uns als
»WANDARM FÜR EIN SPEISEZIMMER« ENTW. HILLERBRAND