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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Das durchdachte Gerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0114

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102

INNEN-DEKORATION

DAS DURCHDACHTE GERÄT

Seit Jugendtagen singt uns das Lied von der Glocke
den Spruch ins Ohr von der heiligen Ordnung, der
»segensreichen Himmelstochter, die das Gleiche gleich
und frei und freudig bindet«. Es gibt in unsrem täg-
lichen Leben eine Stelle, wo die Kraft der Ordnung
eine objektive, dingliche Gestalt gewonnen hat. Das
ist die Welt der uns umgebenden Geräte. In Fächern
und Schubladen mit ihren Trennungen und Zusam-
menreihungen hat der ruhig ordnende Sinn unsren
täglichen Hantierungen vorgearbeitet. Das zweck-
mäßige Möbel nimmt uns einen Teil Nachdenken,
Arbeit und Bewegung ab. Wenn wir von einem
»durchdachten« Gerät sprechen, so meinen wir ein
Gerät, das für uns denkt.

Lächelnd droht ein altes Sprichwort: »Was man
nicht im Kopfe hat, muß man in den Beinen haben.«
Der Mensch von heute hat — im Wohnen wenigstens
- ein Mittel gefunden, sich der Strenge dieses Ent-
weder-Oder zu entziehen. Er sichert sich die Hilfe von
klugen, höflichen Geräten, die ihm einen großen Teil
dessen abnehmen, was er nicht im Kopf, aber auch

nicht in den Beinen haben will. Wo wäre das besser
am Platz als in der Küche mit ihrer täglichen Wie-
derholung bestimmter Handgriffe? Zwar wird jede
rechte Hausfrau ihre Küche und ihre Arbeit darin
lieben, weil diese Arbeit in einen schönen hochwer-
tigen Pfiichtenkreis eingebaut ist. Aber doch wird sie
Geräte schätzen, die jene Handgriffe erleichtern und
das rein Technische des Kochens sowie der Geschirr-
pflege reibungslos ablaufen lassen. Sie wird sie nicht
aus Bequemlichkeit schätzen, sondern deswegen, weil
sie ihr erst ermöglichen, das wichtige Geschäft der
Nahrungsbereitung in seinen edleren Strecken voll-
endet auszuführen. Sie kann mit der Unterstützung
kluger Gerätschaften erst richtig ihr Herz an die
Sache wenden. Es gibt einen schönen süddeutschen
Küchenspruch, welcher lautet: »Wer einen guten
Braten machen kann, der hat auch ein gutes Herz!«
Dieser Spruch läßt sich auch umkehren, und dann
paßt er vollendet in unsren Zusammenhang: »Wenn
der Braten gut sein soll, muß er ,mit Herz' gemacht
werden.« Auch er ist eine »Verwandlung der Liebe«.
 
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