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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Michel, Wilhelm: Die Sprache der Grabarchitektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0139

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INNEN-DEKORATION

127

KAPELLE AUF EINEM ORTSFRIEDHOF IM ALPENVORLAND. PUTZBAU, TREPPE NATURSTEIN

von Ernst und liebendem Gedenken, aber auch von
der zuversichtlichen Hoffnung christlicher Religion
spricht. Der Geist einer freundlichen Grabpflege lebtauf
deutschen Friedhöfen. In ihm liegt der Gedanke, daß
die teuren Toten nicht aus dem Bunde mit den Leben-
den völlig verloren sind. Nicht daß sich der Lebende,
wie in jenen asiatischen Nekropolen, an das Reich des
Todes dahingibt (dergestalt, daß die Toten prächtiger
wohnen als die Lebenden); aber die Wege zu diesem
Reich bleiben gangbar, liebreiche Hege sorgt für eine
Gestalt der Gräber, die dem Gartenbeet ähnlich ist
und den Menschen vertraut anspricht. Ein deutsches
Grab kann selbst eine Art stiller, tiefernster Heiter-
keit zum Merkmal haben, indem es nicht die seelische
Beengung des Trauertages, sondern die schwebende
durchleuchtete Wehmut ausprägt, die sich bald milde
über die Herzen senkt, die Dauergedanken, mit
denen wir das Gedächtnis der Heimgegangenen ehren
und hüten. Diese Dauergedanken haben immer mit
dem zu tun, was die Kirche mit der Lehre von der Auf-
erstehung ausspricht. Den Gedanken des stumpfen
und dumpfen Vergangenseins denkt kein deutsches
Herz, wenn es bei den Dahingeschiedenen verweilt.
Es weiß nicht nur um den Abschied, sondern auch
um die Heimkehr der Seele in die obere Heimat, deren
Bild die an unserm Torgitter aufwärtsschwebende

Taube ist. Es weiß um das unaufhörliche Leben in schmiede-eisernes gitter zum Erbbegräbnis (Seite 126)
 
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