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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Michel, Wilhelm: Die Sprache der Grabarchitektur
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Alles Neue
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0140

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128

INNEN-DEKORATION

alexander popp: wettbewerbsentwurf für den österreichischen pavillon. ausstellung paris 1937

vom empfangsraum zwangsläufiger rundgang durch die abteilungen der bundesländer
auf der insel runder tanzpavillon. im innenhof kaffeegarten und kino-terrassen

den Zeichen, die bei dieser Taube stehen, dem Na-
menszug des Erlösers, der Anfang und Ende trost-
reich in sich schließt. Das Grabhaus, das unsre Bilder
zeigen, hütet den Sarkophag und um ihn her einen
Würfel Halbnacht, einen Würfel dunkle Luft und
ernstes Verweilen; aber es steht mitten in fröhlicher
Sonne und bietet feingeordnete Flächen und einen
zartgliedrigen Körper, der von Schönheit weiß. Denn
Schönheit ist hier das unumgängliche Zeichen für die
Unterordnung des Schmerzes unter die Zuversicht,
für die Einfügung der Trauer in den Glauben an die
väterliche Liebe von oben. Das deutsche Denken über
den Tod ist so geartet, daß ihm ein gehegtes Natur-
leben um die Gräber her tief entspricht; am schönsten
die Gestalt des Waldfriedhofes, denn der Wald ist
uns seit den Frühzeiten unsres Volkes ein Bild der
Tod und Leben in sich fassenden Welt. Das Rauschen
der Bäume, das Singen der Vögel ist uns eine natur-
hafte Kunde vom ewigen Dasein, in dem nichts, was
einst lebendige Seele war, verlorengehen kann. w. m.

ALLES NEUE frappiert - es überrascht und ge-
. fällt, sobald wir die Verbindung gefunden haben,
die an ein Gegebenes anknüpft. Selbst das Bewußt-
werden des Gegensatzes kann eine solche Brücke
werden zum Verständnis. Und wir sind so dankbar
für den Reiz der Empfindung im Neuen, Eigenwilli-
gen und Einzigartigen. Sobald aber dieses Neue mo-
dern und Mode geworden ist, d. h. sobald sich ein
jeder den Mut und Eigenwillen anmaßt, wird es zum
Widerspruch in sich selbst. Das Einmalige ist Allge-
meingut geworden - und langweilt, wenn das Be-
dürfnis es nicht rechtfertigt. Mit dem Ekel des Über-
drusses wenden wir uns von dem ab, was wir einmal
so leidenschaftlich ergriffen haben. So wird das Mo-
derne unmodern, und mit diesem Worte sprechen wir
die schärfste Verurteilung aus. Das geht fort, bis von
den hundert- und tausendfältigen Erscheinungen
einer Zeit nur mehr Reste übriggeblieben sind, und
diese werden dann wieder als Hüter eines verschwun-
denen Stils die Wecker einer neuen Epoche, dr. e. j.
 
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