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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Seidel, Gunther: Gasträume in Schlesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0145

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I NN EN-DE KORATI ON

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GASTRÄUME IN SCHLESIEN

Alte schlesische Volkskunst in Kirchen und Bau-
. ernhäusern diente diesen Arbeiten als Wegwei-
sung, im Zusammenhang mit dem zeitgemäßen Stre-
ben, auch dem Wirtsraum ein heimatliches Gepräge
zu geben. Jede Landschaft hat ihr eignes Wesen, das
in der Lebensweise der Bewohner zur Geltung kommt
und sich von da aus in der Bauart und Ausstattung
der Innenräume auswirkt. Landhäuser und Sied-
lungsbauten haben schon seit längerer Zeit gelernt,
aus einer dankbaren Beachtung der Volkskunst
Nutzen zu ziehen. So soll auch die Gaststätte nicht
völlig aus der Lebenshaltung der Umgebung heraus-
fallen. Wir dürfen annehmen, daß der Gastraum, der
dem Besucher etwas sagt, sich immer mehr durch-
setzen wird gegenüber den Allerwelts-Hotelräumen
mit ihrem oft nichtssagenden Gehaben. In freier Aus-
wertung volkskünstlerischer Beispiele können die
Gasträume eine schlichte Schönheit der Formen und
Farben, erhöht durch handwerkliche Gediegenheit
der Ausführung, gewinnen. Eine angemessene deko-
rative Ausschmückung der Wände mit Städtewappen,
ländlichen und historischen Szenen, Hauschroniken
kann das heimatliche Gepräge im Ausdruck be-

1937. IV. 3

reichern. So zeigen die hier gegebenen Abbildungen
nach der »Kronenschänke« (Hotel Drei Kronen in
Jauer, Schlesien) an der Wand einen schlesischen
Hochzeitbitter, einen Brautwagen, auf dem das
Hausgerät des jungen Paares mitgeführt wird; der
Fremde, der nach Schlesien kommt, wird sicher an
solchen landschaftbezogenen Darstellungen seine
Freude haben. Dazu kommt die lebhafte und doch
feine Farbgebung des ganzen Raumes mit seinen
rotlackierten Stühlen, Tischen und Bänken, die sich
von den hellabgetönten, fleckig eingestrichenen Wän-
den frisch abheben. Das Rot wiederholt sich abschlie-
ßend noch einmal am Deckengebälk. Die Vorhänge
bestehen aus sehr derbem, handgewebtem Druck-
leinen. Das Hauptschmuckstück des Raumes bildet
die Lichtkrone, ein großes Wagenrad mit einfach ge-
haltenen Handwerkszeichen und bastbeschirmten
Lampen. Besonders am Abend kommt dieser Licht-
träger beherrschend zur Geltung; die Bastschirme
geben ein sehr angenehmes Licht. — In dem Fach-
werkaufbau ist eine Trinkstube eingerichtet. Sie
ist ganz mit gesandeltem, graugebeiztem Weichholz
ausgekleidet und wirkt sehr behaglich (Abb. S. 134)*
 
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