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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Der Wohnraum im Dienst des Lebens: aus den Leitgedanken des Architekten Gio Ponti
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0214

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INNEN-DEKORATION

»BLICK VON DER GALERIE IN DEN WOHNRAUM« BODENBELAG: GRAUES INLA1D-L1NOLEUM

DER WOHNRAUM IM DIENST DES LEBENS

AUS DEN LEITGEDANKEN DES ARCHITEKTEN GIO PONTl

Ein Architekt und Raumgestalter zeigt, wie er
selbst mit seiner Familie wohnen will. Er arbeitet
für den eignen Bedarf. Solche Schöpfungen haben
immer etwas besonders Anziehendes. Der Künstler
spricht sich in ihnen völlig frei aus. Er offenbart ohne
Rückhalt seine Vorstellungen vom guten Wohnen;
seine Arbeit hat einen Schwung, den sie beim Ein-
gehen auf fremde Wünsche niemals haben kann.
Was Gio Ponti in ihr zeigt, ist sehr persönlich und
zugleich ungemein anregend.

Er verwirklicht hier nicht ein objektives formales
Schema, sondern er schafft in mehr bildhauerischem
als architektonischem Vorgehen dem tatsächlichen
Leben der Bewohner die ihm zusagende Umwelt; er
modelliert frei und schöpferisch dessen Negativ. Gio
Ponti selbst äußert sich über seine Absichten und sein
Verfahren in folgenden Worten: »Die Räume dieser
Wohnung sind nicht ,eingerichtet' worden, und sie
werden es nicht werden in dem Sinne, den dieses Wort
gewöhnlich hat. In ihnen ist das Leben der Bewohner
frei geordnet nach Bequemlichkeit, Neigung und

Laune, mit Hilfe von Dingen - Möbeln, Büchern,
Zeitschriften, Andenken, einigen Kunstwerken -,
die innerlich und echt zu diesem Leben gehören.«
Nicht auf Wirkung hin, sondern aus einem Sein
heraus hat Gio Ponti hier gearbeitet. Lebensdienst,
nicht Augeneffekt strebt er an, ungeschmälerte Nutz-
barkeit und Nützlichkeit der ganzen Wohnung im
Sinne eines entspannten und heiteren Lebensvollzugs;
weiträumige Intimität, völlige Vertraulichkeit soll sie
den Bewohnern leisten; nicht die lächerlichen Ge-
nugtuungen, wie sie Paradestücke zu bieten haben,
sondern vollkommene Gastlichkeit, wohltätige hei-
matliche Zuflucht.

Diese Gesinnung gibt schon die Außenbehandlung
des Baues zu erkennen. Die Wohnungen kehren sich
dem Garten zu; daher wird die Straßenseite schlicht
gehalten ohne starke Aussprünge oder Profile;
geschlossene Flächen, kubische Gesamtwirkung.
Freundlich tut sich dagegen das Haus mit Baikonen,
Fenstern, Terrasse zum Garten hin auf. Eine Ansicht
dieser Dachterrasse - »weiträumig, von Wänden ge-
 
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