Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0246
DOI article:
Michel, Günther: Welche Wohnung
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0246
234
INNEN-DEKO RATION
■■ ■ I I
DEKOR »RANKEN« ZARTBLAU UND WEISS AUF BEIGE, ODER MATTROSA MIT GRAUBLAU AUF ELFENBEIN
ELCHE WOHNUNG erfüllt uns am stärksten
und welchen Charakter trägt das Zimmer, das
uns am meisten dient? Jeder kann sich diese Frage
beantworten, wenn er einmal seine Beziehungen zu
dem Raum, in dem er sich besonders heimisch fühlt,
zu untersuchen beginnt. Gesetzt den Fall, es wollte
jemand etwas aussagen über sein Lieblingszimmer,
so wird ihm zuerst die Beobachtung kommen, daß er
eigentlich gar nicht sagen kann, warum ihm dieses
Zimmer nun gefällt. Er wird bemerken, daß seine
Beziehung, seine Nähe zu ihm gerade darin liegt, daß
er sich seine Liebe nicht erklären kann, ja daß ihm
gerade dieser Raum bisher immer ein großes Geheim-
nis war, etwas Dunkles und Unsichtbares. Weil dieser
ihm als ein Geheimnis erschien, weil er ihn nicht
»sehen« konnte, deshalb fühlte er sich heimisch in ihm
und war mit ihm vereint. Anders gesagt: das Lieb-
lingszimmer hat die Eigenschaft, daß es sich von uns
vergessen läßt, daß es ungesehen um uns ist, sowie
wir es betreten haben. Und je näher wir bei ihm sind,
je heimischer es ist, desto weniger sehen wir es, desto
weniger »offenbart« es sich. - Wenn es der Wert einer
Wohnung ist, daß wir »ruhen« in ihr, uns in ihr
erfüllen oder gründen können, so wird klar, daß es die
INNEN-DEKO RATION
■■ ■ I I
DEKOR »RANKEN« ZARTBLAU UND WEISS AUF BEIGE, ODER MATTROSA MIT GRAUBLAU AUF ELFENBEIN
ELCHE WOHNUNG erfüllt uns am stärksten
und welchen Charakter trägt das Zimmer, das
uns am meisten dient? Jeder kann sich diese Frage
beantworten, wenn er einmal seine Beziehungen zu
dem Raum, in dem er sich besonders heimisch fühlt,
zu untersuchen beginnt. Gesetzt den Fall, es wollte
jemand etwas aussagen über sein Lieblingszimmer,
so wird ihm zuerst die Beobachtung kommen, daß er
eigentlich gar nicht sagen kann, warum ihm dieses
Zimmer nun gefällt. Er wird bemerken, daß seine
Beziehung, seine Nähe zu ihm gerade darin liegt, daß
er sich seine Liebe nicht erklären kann, ja daß ihm
gerade dieser Raum bisher immer ein großes Geheim-
nis war, etwas Dunkles und Unsichtbares. Weil dieser
ihm als ein Geheimnis erschien, weil er ihn nicht
»sehen« konnte, deshalb fühlte er sich heimisch in ihm
und war mit ihm vereint. Anders gesagt: das Lieb-
lingszimmer hat die Eigenschaft, daß es sich von uns
vergessen läßt, daß es ungesehen um uns ist, sowie
wir es betreten haben. Und je näher wir bei ihm sind,
je heimischer es ist, desto weniger sehen wir es, desto
weniger »offenbart« es sich. - Wenn es der Wert einer
Wohnung ist, daß wir »ruhen« in ihr, uns in ihr
erfüllen oder gründen können, so wird klar, daß es die