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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Urban, Gisela: Raumgestaltung für ärztliches Wirken
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0251

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INN EN-DEKORATION

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joseph f. dex —wien »sprechzimmer« durchblick zum ordinationsraum

RAUMGESTALTUNG FÜR ÄRZTLICHES WIRKEN

Die raumschöpferische Aufgabe, nicht nur Lebens-
haltungsbedürfnisse psychologisch zu erfassen,
sondern auch Berufserfordernisse richtig zu erkennen
und zu berücksichtigen, hat der Wiener Architekt
Joseph F.Dex bei Schaffung einer Arztwohnung bei-
spielgebend erfüllt. Die Räume, die das berufliche
Reich bilden, sind so ausgestattet, daß der Arzt seine
Hilfsmittel bequem erreichen, seine Apparate mühe-
los in Funktion setzen kann. Dennoch spiegeln die
Räume auch seine persönlichen, besonders bibliophi-
len Neigungen, überdies vermitteln sie seinen Patien-
ten durch wohnliche Wärme ein beruhigendes Gefühl.

Zunächst öffnet sich dem Patienten der Warteraum,
dessen Behaglichkeit das häufig enervierende Warten
erträglich macht. Ein einladendes Sofa, mit braun-
grauem Velours bespannt, hebt sich vom Hinter-
grund eines senffarbenen Duvetinevorhanges har-
monisch ab. Der Fenstervorhang aus dem gleichen
Material in Champagnerfarbe und der Bodenbelag aus
braunem Filz vervollständigen die auf Gelb-Braun
abgestimmte Gemütlichkeit des Raumes, der auch

für die häusliche Geselligkeit benützt wird. Die Ein-
heit des Wartezimmers mit dem Arbeits- und dem
Ordinationszimmer wird nicht nur durch die Fort-
setzung der gelb-braunen Tönung zur Geltung ge-
bracht, sondern auch durch je einen breiten Durch-
bruch, der die Räume verbindet. Ihre Trennung wird
durch das Schließen der gleichen senffarbenen Duve-
tinevorhänge ermöglicht, die das Wartezimmer pro-
filieren. Braun wie der Bodenbelag im Arbeitszimmer
ist das gewichste Rüsterholz der Möbel. Dem Schreib-
tisch mit Spiegelglasplatte ist ein mit dem Stoff des
Sofas im Wartezimmer bekleideter, behäbiger Lehn-
sessel zugeordnet, der dem Patienten jenes Vertrauen
einzuflößen vermag, ohne das die Mission des Arztes
nicht glückt. Das Ordinationszimmer blitzt in Glas
und blinkt in Weiß. Mit Glas ist die braune Tapete der
Hauptwand belegt, der Hängeschrank aus Glas für
ärztliche Instrumente und die Apparate sind auf
Glas montiert. Weiß ist auch der Linoleumbelag des
Fußbodens, der nicht nur der Hygiene, sondern zu-
gleich der Raumwirkung dient. — Gisela urban
 
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