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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Hildebrandt, Hans: Neue Möbel von Eugen Buschle
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0253

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INNEN-DEKO RATION

241

NEUE MÖBEL VON EUGEN BUSCHLE

Zu allen Zeiten war der Hausrat, voran das Möbel,
der Daseinsgefährte des Menschen, unmittelbarer
und sinnfälliger Ausdruck seiner wirtschaftlichen
Lage und gesellschaftlichen Stellung, nicht minder
aber zugleich seiner ganzen Lebensauffassung. Ver-
gleichen wir etwa die deutsche Möbelgestaltung der
Vorkriegstage mit jener von heute, so stoßen wir bei
gleichem Streben nach Qualität des Materials, der
technischen wie der formalen Durchbildung doch auf
erhebliche Unterschiede. Dort stand auch nach Über-
windung des Jugendstiles, dessen großes Verdienst
die Befreiung vom Stil-Eklektizismus des späten
19. Jahrhunderts gewesen war, die Möbelgestaltung
im Zeichen gesicherten und gern zur Schau getra-
genen Wohlstandes, zeigte das Gepräge bestimmter
Künstlerpersönlichkeiten, nahm weitgehende Rück-
sicht auf Sonderwünsche der Besteller. Man zog mit
Vorliebe auch ausländische Hölzer fremdartigen Rei-
zes heran, erprobte neue Techniken und Materialien,
und die Frage nach der Berechtigung des Typen-
möbels ward heftig umstritten. Die Möbelgestaltung
von heute ist wesentlich schlichter, ist frei von jeder

Absicht zu repräsentieren, weicht allem Experimen-
tieren aus, beschränkt sich bewußt auf die Verwer-
tung einheimischer Hölzer, deren Schönheit sie zur
Geltung zu bringen sucht, betont die Bindung an eine
Gemeinschaft und widmet demgemäß auch der Durch-
bildung des Typen- wie des Aufbaumöbels mit ihren
wirtschaftlichen Vorteilen besondere Sorgfalt. Am
nächsten verwandt erscheint ihr die Möbelkultur der
frühen Biedermeierzeit, die sich im Anschluß an die
nationale Not und an die nationale Erhebung der
Freiheitskriege entwickelt hatte.

Als bezeichnende und vollwertige Beispiele gegen-
wärtiger deutscher Möbelgestaltung seien hier einige
Erzeugnisse der Stuttgarter Möbelfabrik Eugen
Buschle vorgeführt, die in diesem Jahre auf eine
neunzigjährige kunsthandwerkliche und kunstindu-
strielle Erfahrung zurückblicken darf, und die es
stets verstanden hat, den Forderungen der Stunde
in ansprechender Weise gerecht zu werden.

Da die Zimmer einer Wohnung von heute meist
keine großen Maße aufweisen, trotzdem aber nicht
klein wirken sollen, dürfen die Möbel nur so wenig
 
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