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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Alth, Karl R. von: Handwerk und Stil
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0274

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262

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT WALTER LOOS »HERRENSCHLAFZIMMER« SCHRANKWAND WEISS LACKIERT, MÖBEL: KIRSCHHOLZ

möglich, die zu jener folgerichtigen Vereinheit-
lichung, Versachlichung und Verwirtschaftlichung des
Arbeitsvollzuges führte, auf denen alle die stolzen
Errungenschaften des 20. Jahrhunderts beruhen.
Was den Menschen angeht, verlor er den organischen
Zusammenhang mit dem Werdegang seiner Schöp-
fung und veräußerlichte zusehends, so daß der geisti-
gen Durchdringung des technischen Arbeitsbetriebes
keine ebenbürtige Vertiefung und Abklärung des
inneren Sinnes aller Daseinsformung mehr zur Seite
trat. Mit zunehmender Entfremdung vom geistigen
Ursprung schöpferischer Betätigung wurde die
menschliche Hand, dieses feinfühlige, wundertätige
Ausdrucksinstrument der ursächlichsten Antriebe
künstlerischer Wirksamkeit beraubt, womit das Hand-
werk in stetem Verfall zu bloßen Handlangerdiensten
herabsank. Wo es jedoch durch unersetzliche Einzel-
leistung sich auf eigenem Boden noch zu behaupten
vermochte, gefiel es sich mangels jeder urtümlichen

Schöpferkraft in der mechanischen Nachahmung
mühsam erlernter, sogenannter »klassischer« Stil-
formungen. Die erste sichtbare Wirkung des auf-
kommenden Maschinenzeitalters war daher eine all-
gemeine Formverwirrung und Geschmacksverödung,
die zu jenen monströsen Scheußlichkeiten ornamen-
tierter Industrieprodukte führte, die die Jahrhundert-
wende kennzeichnen und die nur ein vereinseitigter,
industrieller Zweckverstand mit Zuhilfenahme eines
entarteten Handwerks so kaltblütig erschaffen konnte.

Ein Umschwung in der die Industrialisierung be-
gleitenden allgemeinen Stilverwilderung trat erst ein,
als die alle Formen der Raumgestaltung umfassende
Baukunst aus neuer Aufgabenstellung heraus den
Weg zur gegenseitigen Ergänzung von Technik und
Kunst suchte und fand und ihren Formanspruch mit
erhöhtem Nachdruck auch auf dem weiten Felde in-
dustrieller Erzeugung geltend machte. Von hier aus,
vom Industriebau im großen und vom Kunstgewerbe
 
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