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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Entspannung durch Raumschönheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0285

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INNEN-DEKOR AT ION

273

CREMEFARBENE
STUCKARBEIT
IM BALLSAAL

ENTSPANNUNG DURCH RAUMSCHÖNHEIT

Eine besondere Aufgabe sieht der Raumkünstler
vor sich, wenn er, den eine schaffensreiche Zeit
so oft zum Dienst an harten, nüchternen, wenn auch
großartigen Lebenszwecken ruft, für Räume der
Lebensfreude, der Entspannung durch Schönheit
sorgen soll. Mit feinem Gefühl hat sich der Architekt
Gustav Bork die Eigenart dieser Aufgabe klar ge-
macht, als er die »Königin« schuf. Das zeigt sich in der
Durchführung einer bestimmten beherrschenden
Linie, in der besonderen Farbenwelt, in dem Gehalt
an »Stimmung«, den seine Gestaltung darbietet.

Wenn man in den Ballsaal (Abb. S. 272) tritt, so
hat man ein Raumbild vor sich, das wie eine Welt
für sich wirkt - eine Welt, die umfängt und bezaubert
und die den Alltag für einige Stunden aus dem Be-
wußtsein tilgt. Diese Wirkung kommt hauptsächlich
zustande durch das leicht gedämpfte goldfarbene
Licht, das den Saal überströmt und dessen Quellen
sehr geschickt verteilt sind. Teils ist es direktes Licht
von farbig beschirmten Wandarmen, teils fließt die
Lichtflut verborgen aus den Hohlkehlen an der Saal-
decke. Mit Sorgfalt ist im Saale alles behandelt, was
zur künstlerischen und stofflichen Unterbauung der

Stimmung gehört. Den Bodenbelag bildet ein tauben-
blauer Velours, dessen zarter atmosphärischer Ton
das feine Zinnoberrot der Sesselbezüge festlich zur
Geltung bringt. Das Rot der Sesselbezüge kehrt in
der schwungvollen Stoffdrapierung wieder, die die
beiden halbrund ausspringenden Ecklogen an der
Schmalseite des Saales schmückt. Die Längswände
sind von hohen Bogenöffnungen unterbrochen; Vor-
hänge in reicher Faltung dienen ihnen als Abschluß.
Auf den Wandfeldern zwischen diesen Bogen er-
scheinen sahnefarbene Stuck-Reliefs, fröhliche, zart-
gliedrige Gestalten aus phantastisch-südlicher Welt,
die auf leichte, musizierende Weise das Motiv »Le-
bensfreude« vortragen, das hier gilt. Zu einem we-
sentlichen Träger des Schmuckgedankens im Raum
macht sich die Doppelreihe von Säulen, die den Saal
durchzieht. Mit Spiegelglasmosaik belegt, umfassen
sie als farbenschillernde, erstarrte Fontänen die ovale
Tanzfläche, die durch einen kostbaren helleren Tep-
pich vom Grund abgehoben ist. Anmutige, gerundete
Linien treten vielfach in der Raumbehandlung auf,
so an den Sessel-Lehnen, an den Bogenöffnungen, an
der Saaldecke, in der Logengestaltung. So wirkt die
 
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