INN EN-DEKORATION
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Natur«, wie sie als stereotype Erscheinung in der So schuf diese Gegenbewegung die Grundlage zu
neueren Geistesgeschichte stehen. Sie ging der frei einer legitimen Wiederkehr des Elementes Schmuck
wuchernden Schmucksetzung mit sittlichen Gründen in die Welt unserer Lebensgestaltung. Nicht als ob
zuleibe. Sie stellte ihr mit Nachdruck die Forderung damit einem unbeherrschtenAusleben des schmücken-
der Wahrhaftigkeit. Die Gestalt, in der sich diese Be- den Triebes der Weg gebahnt sei oder gebahnt werden
wegung verfestigte, war der Purismus. Wir lernten solle! Es geht in solchen Umschlägen stets um lange
die Schmuckform verach- Entwicklungen, in denen
ten, den Schmucktrieb ver- ^^^^^^^^^^^^^m^^^^^^^^^^^^^mmm kein Schritt ohne bestimmte
leugnen und verleumden. Ermächtigung getan wer-
Adolf Loos ging in seinem den darf. Wir können die
moralistischen Pathos so ClB^'M moralische' Empfindlich-
weit, daß er das Ornament Hfl^HlBM keit, die der Purismus
als zur Seelenart des bar- Um ■ ~< W brachte, noch keineswegs
barischen, ja verbrechen- &flBn^-fln^fl völlig entbehren. Aber wie
sehen Menschen gehörig an- ■II M vieles an freien Augenwer-
schwärzte. Eine Sachlich- ten sahen wir in der sicht-
keit, die bis zum läppischen K M baren Fassung unsres Le-
oder auch Zähneknirschen- bens mit Vergnügen wieder-
den Rationalismus ging, KHWfO>yy/~ m» ^ ^V^B kehren' Die Gewebe im
zog uns in ihren Bann; HPK! fiftg,. Ti ]M Innenraum haben sich neu
und hatte Borsig vor Jahr- llli§K i«N X\ II mit bunten Blumen bedeckt,
zehnten, als er eine Dampf- II «IlL* Ji^ l^R^ '«N f'fl Die Tapeten sind ihnen
maschine ausstellte, diese Ii $Jfc? /^tmmmw\. fC II gefolgt. Eine neue Freude
in eine eiserne Attrappe Bf '$tP^ '^•w \m ■ i Im am Ornament, an der
von maurischer Architek- Bf l1 fl figürlichen Schilderung lebt
tur gesteckt, deren Säulen HPI^Ial Auä 1 HIB in den Nadelkünsten, die
Dampf- und Rauchrohre Hl Vv< iHHkl Hai ' I C \ mm Kleidung hat eine Menge
waren, so lernten wir frei- HKlJ^, f'jHwtflbHN r ms Um vonPhantasie-Elementen in
sich aufgenommen. Bedeu-
tende Ansätze zeigen sich
zur malerischen Unterstüt-
zung von Raumwirkungen.
Die Architektur nimmt die
Fühlung mit Bildhauerei
und Malerei auf und orien-
addierende Photomontage, tt^fli f^Aj tiert sich in ihrem ureigenen
der Reporterstil in Lyrik ■11 V' ; Ww- f >c II Feld, der Fassung des Bau-
und Drama sind Belege U| fyjjjft t'«!!; rm ' U km körpers, durchaus nicht
dafür. Entschuldigte sich HSSP^l ■ i f P"" :<l mehr eindeutig nach rein
früher eine Maschine durch BBttl^tfl f A<5f. Wm ' ' f \~ 'I technischen Idealen. Dann
Ornament, so mußte jetzt llttn*' > *• "* .^tk ,fll betrachte man auf dem
Seele, Empfindung durch Bf ^^^t'\mß!fi' J%vw^i«| Gebiet gewerblicher For-
Apparateformen entschul- Kjji2g|i|| !^^Ümmm\ mung die Gläser, die Ke-
digt werden. ramik, die Lichtträger -
Wir begreifen vielleicht 11 überall wird hier Raum
erst heute mit voller Klar- BP frei für Schmuckgedanken,
heit, was diese Gegenbe- K^i|gl die in die Gestaltung ein-
wegung gegen die Zier- gebaut werden. Wir binden
und Phantasieform war. Sie wohl das Schmuckdenken
war keine Absage an das goldfarbene glaskrone in einem theater straff in Grenzen, denn uns-
Schmuckelement. Sie war Entwurf: georg bork-hannover re Zeit erlaubt uns nichts,
eine Bemühung zu seiner was als Schwärmerei auf
Rettung; und sie bewirkte sie durch Verweisung des dem Markte stünde. Wo reiche Zierformen gewagt
Schmucktriebs auf seine Wahrheits-Grundlage. Sie werden, sorgen wir - wie etwa bei den üppigen Kri-
band den Schein - denn Zier ist immer »scheinend«, stallkronen in den Abbildungen S. 276/77 - für Ein-
nicht etwa »bloßer Schein«, sondern seelisch wirksame heit im Material, Begrenzung des Schmuckfeldes oder
Influenz, Durchscheinen eines Geistigen durch einen sonstwie für eine zuchtvolle Einordnung. Was aber
Dingbestand - sie band den Schein wieder enger an neu da ist, das ist ein freies, nicht mehr morali-
echten Werkstoff, echtes Verfahren, echten Dienst. stisch gedrosseltes Denken über zierende Schönheit. -
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Natur«, wie sie als stereotype Erscheinung in der So schuf diese Gegenbewegung die Grundlage zu
neueren Geistesgeschichte stehen. Sie ging der frei einer legitimen Wiederkehr des Elementes Schmuck
wuchernden Schmucksetzung mit sittlichen Gründen in die Welt unserer Lebensgestaltung. Nicht als ob
zuleibe. Sie stellte ihr mit Nachdruck die Forderung damit einem unbeherrschtenAusleben des schmücken-
der Wahrhaftigkeit. Die Gestalt, in der sich diese Be- den Triebes der Weg gebahnt sei oder gebahnt werden
wegung verfestigte, war der Purismus. Wir lernten solle! Es geht in solchen Umschlägen stets um lange
die Schmuckform verach- Entwicklungen, in denen
ten, den Schmucktrieb ver- ^^^^^^^^^^^^^m^^^^^^^^^^^^^mmm kein Schritt ohne bestimmte
leugnen und verleumden. Ermächtigung getan wer-
Adolf Loos ging in seinem den darf. Wir können die
moralistischen Pathos so ClB^'M moralische' Empfindlich-
weit, daß er das Ornament Hfl^HlBM keit, die der Purismus
als zur Seelenart des bar- Um ■ ~< W brachte, noch keineswegs
barischen, ja verbrechen- &flBn^-fln^fl völlig entbehren. Aber wie
sehen Menschen gehörig an- ■II M vieles an freien Augenwer-
schwärzte. Eine Sachlich- ten sahen wir in der sicht-
keit, die bis zum läppischen K M baren Fassung unsres Le-
oder auch Zähneknirschen- bens mit Vergnügen wieder-
den Rationalismus ging, KHWfO>yy/~ m» ^ ^V^B kehren' Die Gewebe im
zog uns in ihren Bann; HPK! fiftg,. Ti ]M Innenraum haben sich neu
und hatte Borsig vor Jahr- llli§K i«N X\ II mit bunten Blumen bedeckt,
zehnten, als er eine Dampf- II «IlL* Ji^ l^R^ '«N f'fl Die Tapeten sind ihnen
maschine ausstellte, diese Ii $Jfc? /^tmmmw\. fC II gefolgt. Eine neue Freude
in eine eiserne Attrappe Bf '$tP^ '^•w \m ■ i Im am Ornament, an der
von maurischer Architek- Bf l1 fl figürlichen Schilderung lebt
tur gesteckt, deren Säulen HPI^Ial Auä 1 HIB in den Nadelkünsten, die
Dampf- und Rauchrohre Hl Vv< iHHkl Hai ' I C \ mm Kleidung hat eine Menge
waren, so lernten wir frei- HKlJ^, f'jHwtflbHN r ms Um vonPhantasie-Elementen in
sich aufgenommen. Bedeu-
tende Ansätze zeigen sich
zur malerischen Unterstüt-
zung von Raumwirkungen.
Die Architektur nimmt die
Fühlung mit Bildhauerei
und Malerei auf und orien-
addierende Photomontage, tt^fli f^Aj tiert sich in ihrem ureigenen
der Reporterstil in Lyrik ■11 V' ; Ww- f >c II Feld, der Fassung des Bau-
und Drama sind Belege U| fyjjjft t'«!!; rm ' U km körpers, durchaus nicht
dafür. Entschuldigte sich HSSP^l ■ i f P"" :<l mehr eindeutig nach rein
früher eine Maschine durch BBttl^tfl f A<5f. Wm ' ' f \~ 'I technischen Idealen. Dann
Ornament, so mußte jetzt llttn*' > *• "* .^tk ,fll betrachte man auf dem
Seele, Empfindung durch Bf ^^^t'\mß!fi' J%vw^i«| Gebiet gewerblicher For-
Apparateformen entschul- Kjji2g|i|| !^^Ümmm\ mung die Gläser, die Ke-
digt werden. ramik, die Lichtträger -
Wir begreifen vielleicht 11 überall wird hier Raum
erst heute mit voller Klar- BP frei für Schmuckgedanken,
heit, was diese Gegenbe- K^i|gl die in die Gestaltung ein-
wegung gegen die Zier- gebaut werden. Wir binden
und Phantasieform war. Sie wohl das Schmuckdenken
war keine Absage an das goldfarbene glaskrone in einem theater straff in Grenzen, denn uns-
Schmuckelement. Sie war Entwurf: georg bork-hannover re Zeit erlaubt uns nichts,
eine Bemühung zu seiner was als Schwärmerei auf
Rettung; und sie bewirkte sie durch Verweisung des dem Markte stünde. Wo reiche Zierformen gewagt
Schmucktriebs auf seine Wahrheits-Grundlage. Sie werden, sorgen wir - wie etwa bei den üppigen Kri-
band den Schein - denn Zier ist immer »scheinend«, stallkronen in den Abbildungen S. 276/77 - für Ein-
nicht etwa »bloßer Schein«, sondern seelisch wirksame heit im Material, Begrenzung des Schmuckfeldes oder
Influenz, Durchscheinen eines Geistigen durch einen sonstwie für eine zuchtvolle Einordnung. Was aber
Dingbestand - sie band den Schein wieder enger an neu da ist, das ist ein freies, nicht mehr morali-
echten Werkstoff, echtes Verfahren, echten Dienst. stisch gedrosseltes Denken über zierende Schönheit. -