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Möbel von Gordon Russell, London
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0293
INNEN-DEKORATION
281
echtes altes Gebäude des 17. Jahrhunderts, möbliert
mit echten alten Möbeln; und echte alte Möbel wur-
den dort auch wiederhergestellt und verkauft. Der
junge Gordon Russell aber sagte sich, es müsse doch
auch möglich sein, gleichwertige moderne Möbel zu
vertreiben. Und als er sah, daß man außer den Wer-
ken der wenigen exklusiven Kunsthandwerker keine
solche in England beschaffen konnte, entschloß er
sich, selbst das Handwerk zu erlernen und Werk-
stätten einzurichten. Dies geschah, und mit wenigen
Gesellen begann der Betrieb. 1925 gab es auf der Pa-
riser Ausstellung schon die Goldene Medaille für einen
vortrefflich eingelegten Zierschrank. Noch war der Stil
der Gordon Russell-Möbel dem der Barnsleys nahe
verwandt. Die Wandlung auf das hin, was in den
mitteleuropäischen Ländern als neuzeitlicher Stil an-
erkannt ist, erfolgte um 1930 - also für englische
Verhältnisse sehr früh -, als in R. Dick Russell ein
geschulter Architekt von streng moderner Einstellung
das Entwerfen übernahm. Seitdem wird jener Stil ge-
pflegt, der aus den hier beigegebenen Abbildungen
spricht. Heute besteht die Firma aus den Werkstätten
in Broadway, wo in sorgfältigster Handarbeit die Mö-
bel entstehen, einem großen Laden in Broadway, der
- das ist wieder sehr englisch - nur von Kunden lebt,
die in ihren Wagen aus den verschiedensten Städten
Mittelenglands für ihre Einkäufe an Möbeln, Stoffen,
Glas usw. herüberkommen, einem Laden in London,
dessen Außen- und Innenarchitektur zum Besten auf
diesem Gebiete in England gehört, und einer seit eini-
gen Jahren hinzugekommenen Fabrik in London, wo
mit hochspezialisierten Verfahren Holzgehäuse für
Radioapparate hergestellt werden. Einer der muster-
haft zurückhaltend gezeichneten Apparate für Mur-
phy Radio ist auf der Abbildung S. 280 oben zu sehen.
Die von Gordon Russell erdachte und durchgeführte
Verbindung von individueller Handwerkskunst und
Massenherstellung, indem jedes an seinem Ort seine
volle Berechtigung hat, verdient hohe Anerkennung.
Das Personal der Firma ist in den sechzehn oder sieb-
zehn Jahren ihres Bestehens von drei auf weit über
dreihundert angewachsen.
Der Charakter der Gordon Russell-Möbel ist durch-
aus englisch, wenn er sich auch ungezwungen im
Rahmen jenes gesunden neuen internationalen Stiles
hält, der am Ende des 19. Jahrhunderts von Eng-
land seinen Ausgang nahm, dann am entscheiden-
sten in Deutschland aufgenommen wurde und zur
Gründung des Deutschen Werkbundes im Jahre 1907
führte, und schließlich nach dem Kriege von ganz
Mitteleuropa aus auf England zurückwirkte. Als Bei-
spiel der Gordon Russell-Möbel soll das Wohn- und
Eßzimmer der diesjährigen Pariser Weltausstel-
lung besprochen werden. Bei dem erschreckend
niedrigen Niveau der englischen Möbelindustrie im
allgemeinen - billige Möbel und Möbel in provinziel-
BQFETT IM ZIMMER DER PARISER AUSSTELLUNG (MIT SOFA UND BÜCHERREGAL ZUSAMMENGEBAUT)
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echtes altes Gebäude des 17. Jahrhunderts, möbliert
mit echten alten Möbeln; und echte alte Möbel wur-
den dort auch wiederhergestellt und verkauft. Der
junge Gordon Russell aber sagte sich, es müsse doch
auch möglich sein, gleichwertige moderne Möbel zu
vertreiben. Und als er sah, daß man außer den Wer-
ken der wenigen exklusiven Kunsthandwerker keine
solche in England beschaffen konnte, entschloß er
sich, selbst das Handwerk zu erlernen und Werk-
stätten einzurichten. Dies geschah, und mit wenigen
Gesellen begann der Betrieb. 1925 gab es auf der Pa-
riser Ausstellung schon die Goldene Medaille für einen
vortrefflich eingelegten Zierschrank. Noch war der Stil
der Gordon Russell-Möbel dem der Barnsleys nahe
verwandt. Die Wandlung auf das hin, was in den
mitteleuropäischen Ländern als neuzeitlicher Stil an-
erkannt ist, erfolgte um 1930 - also für englische
Verhältnisse sehr früh -, als in R. Dick Russell ein
geschulter Architekt von streng moderner Einstellung
das Entwerfen übernahm. Seitdem wird jener Stil ge-
pflegt, der aus den hier beigegebenen Abbildungen
spricht. Heute besteht die Firma aus den Werkstätten
in Broadway, wo in sorgfältigster Handarbeit die Mö-
bel entstehen, einem großen Laden in Broadway, der
- das ist wieder sehr englisch - nur von Kunden lebt,
die in ihren Wagen aus den verschiedensten Städten
Mittelenglands für ihre Einkäufe an Möbeln, Stoffen,
Glas usw. herüberkommen, einem Laden in London,
dessen Außen- und Innenarchitektur zum Besten auf
diesem Gebiete in England gehört, und einer seit eini-
gen Jahren hinzugekommenen Fabrik in London, wo
mit hochspezialisierten Verfahren Holzgehäuse für
Radioapparate hergestellt werden. Einer der muster-
haft zurückhaltend gezeichneten Apparate für Mur-
phy Radio ist auf der Abbildung S. 280 oben zu sehen.
Die von Gordon Russell erdachte und durchgeführte
Verbindung von individueller Handwerkskunst und
Massenherstellung, indem jedes an seinem Ort seine
volle Berechtigung hat, verdient hohe Anerkennung.
Das Personal der Firma ist in den sechzehn oder sieb-
zehn Jahren ihres Bestehens von drei auf weit über
dreihundert angewachsen.
Der Charakter der Gordon Russell-Möbel ist durch-
aus englisch, wenn er sich auch ungezwungen im
Rahmen jenes gesunden neuen internationalen Stiles
hält, der am Ende des 19. Jahrhunderts von Eng-
land seinen Ausgang nahm, dann am entscheiden-
sten in Deutschland aufgenommen wurde und zur
Gründung des Deutschen Werkbundes im Jahre 1907
führte, und schließlich nach dem Kriege von ganz
Mitteleuropa aus auf England zurückwirkte. Als Bei-
spiel der Gordon Russell-Möbel soll das Wohn- und
Eßzimmer der diesjährigen Pariser Weltausstel-
lung besprochen werden. Bei dem erschreckend
niedrigen Niveau der englischen Möbelindustrie im
allgemeinen - billige Möbel und Möbel in provinziel-
BQFETT IM ZIMMER DER PARISER AUSSTELLUNG (MIT SOFA UND BÜCHERREGAL ZUSAMMENGEBAUT)