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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Das Deutsche Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0305

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INNEN-DEKORATION 293

DEUTSCHES HAUS »BLICK VOM EHRENPODIUM IN DIE AUSSTELLUNGSHALLE«

wuchtigen geschlossenen Baukörpern eine Wendung tiger Lichtkronen zu beiden Seiten des großen Ober-
ins Sprechende und Ausdrucksvolle. Vom Dachgarten lichts, die Abgliederung eines Ehrenpodiums am
der Halle geht der Blick weit über das Häusermeer Ende, einer Ehrenhalle und eines Vorraums am Ein-
der Stadt, und einzigartig reizvoll ist namentlich die gang - dies alles steht unter dem einheitlichen Ge-
Aussicht von der Turmhöhe auf Jenabrücke und danken einer schönen Raumfestlichkeit. Es ist Wucht
Seine, auf die Spielzeugwelt zu Füßen des Eiffelturms, im Ganzen, aber nicht im Sinne von Massigkeit, son-
auf die schöne reine Form des belgischen und das dern von beherrschter Großartigkeit, die ihre Stille,
weitgegliederte Gefüge des britischen Pavillons, der ihre Gelassenheit, selbst ihre Schlichtheit hat. Überall
mit Terrassen und Treppen zum Fluß hinuntergreift. - so in den Türfassungen, in den Möbeln und Licht-
Auch im Innern des Gebäudes kommt der Gedanke trägem, auch in der Gestaltung der Glasschränke, die
der nationalen Einheit und Zusammenfassung, den in langer Doppelreihe den gewählten Spitzenerzeug-
außen das Pfeilerbündel unter dem Adler des Dritten nissen deutschen Gewerbefleißes als Schauladen die-
Reichs symbolisiert, zu klarem Ausdruck: Ein einzi- nen - spricht der Geist bewußter architektonischer
ger Riesenraum, bei 140 m Länge 22 m breit und 18m Formung; also ein Geist, der sich von der bloß tech-
hoch, faßt alles zusammen. Keine Kojen, keine Stock- nischen Lösung deutlich distanziert und nach Gel-
werke, keine Sonderschau - als Einheit tritt die Na- tendmachung einer spezifisch »menschlichen« Gestal-
tion mit ihrem Schaffen vor die Welt. Daraus ergab tung strebt. Hier und nirgends sonst liegt der wesen-
sich für Woldemar Brinkmann der richtige Gedanke, hafte Grund jener neudeutschen Sympathie zur
den Raum nicht als Demonstrationsgehäuse zu fas- klassischen Formenwelt, die sich in unsrem repräsen-
sen, sondern ihm das Gepräge eines Festsaals zu ge- tativen Bauen so deutlich bekundet. Es liegt darin
ben, ihn gewissermaßen zum Rahmen eines »Festes keinerlei Ablehnung des Technischen, wohl aber der
der nationalen Arbeit« zu machen. Die kraftvolle Pi- bewußte Wille, es aus seiner lebenswidrigen Freiset-
lasterteilung der Längswände, die festliche Belebung zung und Vergötzung zu erlösen und das menschliche
der oberen Raumzone durch eine Doppelreihe mäch- Maß - eben das, was man voreinst mit dem inzwi-
 
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