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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Die ausländischen Pavillons
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0313

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INNEN-DEKO RATION

301

Ute

SCHWEDISCHER PAVILLON »EINGANGSHALLE« ENTWURF : ARCH. SVEN WAR LIND —STOCKHOLM

DIE AUSLÄNDISCHEN PAVILLONS

Zur Würdigung und Einstufung der in den Pavil-
lons der Nationen gezeigten Leistungen ist wohl
kaum ein zusammenfassender Gesichtspunkt zu ge-
winnen. Dem Völkerpsychologen, dem Kulturbe-
trachter bietet sich hier zweifellos vieles an hoch-
wertigem Stoff, zumal jede Nation ihr Äußerstes auf-
geboten hat, um in diesem großen Völkertreffen, das
man wohl eine Olympiade der Kunst und der Technik
nennen kann, maßgebend vertreten zu sein. Die na-
tionalen Unterschiede machen sich bemerkbar in
teils ruhigeren, teils leidenschaftlichen Betonungen
der Volksgeschichte, des Nationalstolzes, natürlich
auch in formalen Gegebenheiten, wie sie aus Tradi-
tion und Volkscharakter erwachsen. Andrerseits
zeigt sich der Nationalausdruck vielfach überlagert
von dem technizistischen Esperanto und gewissen
internationalen Motiven der Lebensbearbeitung; zu
diesen zählen z. B. der Sport und die ganze neue, brei-
tere Naturbegegnung des modernen Menschen, weiter-
hin auch - namentlich in der Wohnungsgestaltung -
ein bestimmtes freieres, souveräneres Verfügen über
alle Mittel der zivilisatorischen Lebensfassung, als es
je frühere Geschlechter geübt haben. Eine Gemein-

samkeit der Ziele und Wege in der modernen Lebens-
gestaltung ist somit nicht zu verkennen; ein gemein-
sames Kulturschicksal der europäischen Völker zeich-
net sich ab. Andrerseits aber empfängt der aufmerk-
same Beobachter Warnungen genug, nicht dies
allein schon für ein Element politischer Friedens-
stiftung zu halten. Er mag im Gegenteil angesichts
dieser Ausstellung vielleicht deutlicher als je emp-
finden, daß Mittel ganz andrer und letzthin geistiger
Art wirksam werden müssen, um die unzweifelhafte
kulturelle Schicksalsverbundenheit der großenVölker-
individuen für einen echten politischen Friedens-
willen fruchtbar zu machen.

Als ein Zeichen, wie die zivilisatorische Welt, in
der weitgehende Verständigung herrscht, und die
Welt der politisch-historischen Triebkräfte, in der
jede Nation auf ihrem Selbst steht, relativ geschieden
bleiben, mag man die Aufteilung des polnischen
Pavillons in eine nationale Ruhmeshalle und in ein
Ausstellungshaus betrachten. In dem nicht sehr
hohen, aber durchaus monumental gestalteten Turm-
gebilde der Ehrenhalle (Abb. S. 300) stehen ringsum
die überlebensgroßen Standbilder bedeutender Polen,
 
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