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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Urban, Gisela: Kleine Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0328

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316

INNEN-DEKORATION

KLEINE GESELLSCHAFT«

Eine neue Kennzeichnung für die uralte Sitte, nur
einen beschränkten Kreis von Gästen zu emp-
fangen. Aber diese Sitte, die Veranstaltung großer
Gesellschaften ablösend, wird von allen Merkmalen
der Gegenwart umspielt. Darum ist ihr ein Name ge-
geben worden. Es sind nicht allein die wirtschaft-
lichen Verhältnisse und die modernen Kleinwoh-
nungen, die veranlassen, daß große gesellschaftliche
Aufmachung vermieden wird. Ausschlaggebend für
die Pflege der »kleinen Gesellschaft« ist die Abkehr
von einer Geselligkeit, die vom Geist der Repräsen-
tationssucht beherrscht, flüchtig und konventionell
geworden, in den Jahren nach dem Krieg, die das
Herrschaftsrecht der Massen verkündeten und jede
Individualität unterdrückten, einen kollektivistischen
Zug bekam und im »Rout« zur höchsten Blüte ge-
langte. Diese Zeit ist überwunden und damit auch -
von ganz großen, offiziellen Anlässen abgesehen -
die auf Massenbetrieb eingestellte Geselligkeit. Die
kleine Gesellschaft entfaltet sich aus dem Wunsch
nach Vertiefung freundlicher Beziehungen, nach
einem seelischen Erwärmen, das uns für ein paar
Stunden der dumpfen Atmosphäre einer friedlosen
Welt entreißt, nach einem geistigen Austausch, den

wir zur Ermutigung und Behauptung im Lebens-
kampf so dringend brauchen. Heiterkeit und Froh-
sinn soll uns empfinden lassen, daß wir wieder ein
Mensch unter Menschen sind, daß wir als Persönlich-
keit gelten, von Persönlichkeiten umringt werden.
Lachen und Plaudern sollen uns entspannen, damit
wir, innerlich beschwingt, die Schwerlosigkeit wahrer
Geselligkeit wie eine Heilkraft in uns aufnehmen.



Dieser Geselligkeit kommen die modernen Wohn-
räume mit ihrer Wandlungsfähigkeit entgegen, die
insbesondere durch die beweglichen Möbel charakte-
risiert wird, Sessel und Stühle können nach Wunsch
hin- und hergeschoben, Tische auf- und zugeklappt,
vergrößert und verkleinert werden. Durch den Ein-
bau der Schrankmöbel entlastet, bietet selbst ein klein
dimensionierter Raum dieMöglichkeit, mehrereTische
aufzustellen oder intime Plauderecken zu gruppieren.
Daß die kleine Gesellschaft im Zeichen der Einfach-
heit steht - wird dies nicht durch ihr Wesen bedingt?
Doch wird auch die Einfachheit sorgfältig gepflegt.
Wieder einmal ist es an der Hausfrau, zu beweisen,
daß sie der Geselligkeit in ihrem Heim eine persön-
liche Note zu geben vermag. - Gisela urban-wien
 
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