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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Michel, Wilhelm: Haus- und Wohnraumgestaltung von Adolf C. Rüdenauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0335

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ADOLF C. RÜDENAUER »WANDLICHTTRÄGER« WOHN-ESSZ1MMER NOTAR H.- STUTTGART

HAUS- UND WOHNRAUMGESTALTUNG VON ADOLF C. RÜDENAUER

Daß ein Wohnraum in seiner Gestaltung verein-
heitlichende Elemente braucht, ist klar. Aus den
Anfangszeiten der neuen Raumkunst ist uns noch
erinnerlich, daß dieser Begriff der Raumeinheitlich-
keit damals sehr starr und buchstäblich verstanden
wurde: für alle Geräte die gleiche Holzart, Stühle,
Tische, Sofa, Schränke in der genau gleichen Linien-
führung, ein Profil, ein Ziermotiv, ein Farbklang
überall wiederkehrend, ein einziger Dekorationsstoff
für Vorhänge, Bezüge, Auskleidungen. So wurde das
Gefüge zwar einheitlich, aber die Einheit war starr
und ohne Leben. Blickt man von da unvermittelt zu
unsrer heutigen Raumgestaltung herüber, so findet
man, auf der Grundlage einer uns selbstverständlich
gewordenen Bindung, eine außerordentliche Freiheit.
Man findet in die Harmonie des Raumes allerlei Ab-
wandlungen, selbst Konstraste, eingearbeitet, Zier-
liches neben Wuchtigem, straffe und geschwungene
Linien, dazu ein freies Spielen der Farben und der
Werkstoffe. Unsre Möbelformung macht dabei auch
nicht halt vor dem überlieferten Möbel-Begriff, son-
dern läßt überall der frei zugreifenden technischen
Lösung Raum. Einbauten, Wandbefestigungen, Ge-
räte von kombinierten Diensten beherrschen vielfach

das Bild. Unser Vorrat an Mitteln des Ausdrucks wie
der Zweckerfüllung hat in hohem Grade zugenom-
men. Vor allem hat sich auch die Zahl der Werk-
stoffe und ihrer Verwendungsfälle beträchtlich ver-
mehrt. Zur Würdigung dieses neuen freieren Schal-
tens mit vielen verschiedenen Werkstoffen und neuen
Bearbeitungsweisen kommt in Betracht, daß darin
ein ausgesprochen handwerksfreundlicher Zug
liegt. Bekleidet etwa der Architekt A. C. Rüdenauer
- um dessen Arbeiten es sich hier im besonderen
handelt — die Bettwand eines Schlafzimmers mit
einer leichten gesteppten Wandmatratze, so ist dies
ein feines zusätzliches Stück Arbeit für den Polsterer.
Die geschnitzte Schrankbekrönung gibt dem Holz-
bildhauer, der Kachelfries am Schrank dem Kera-
miker, die gehäufte Glasverwandung dem Glaser zu
tun. Der Ofensetzer findet Arbeit an der vom Archi-
tekten gewählten, besonderen Ausstattung des Gas-
heizofens, der Schmied am Eisengitter, Wandleuchter
und Türgriff, der Gürtler oder Spengler an den Metall-
manschetten der Stuhlstützen - lauter neuartige
oder doch im Innenraum selten verwendete Stoffe
und Verfahren. Man darf diese Tendenz daher be-
grüßen. Ein Blick über die Landesgrenzen - man

1937. X. 1
 
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