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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Gewebe im Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0346

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334

INNEN-DEKO RAT ION

adolf c. rüdenauer »schlafraum der dame« haus b.-stuttgart. bettdecke: chintz, vorhänge: pastellrote seide

GEWEBE IM HEIM

Wie der Vorhang dem Fenster ein warmes und ge- strichen. Es geschieht, daß unsre Hand auf einem
schlossenes Bild verleiht, so sind es die Gewebe Kissen liegt, gut und liebend, als ob sie es streicheln
überhaupt, die das Heim erst im eigentlichen Sinne könnte, als sei da eine Haut, die etwas Lebendiges
bewohnbar machen. Ein Stuhl verliert seine Nüch- umschließt. Die Vergleiche sind häufig, die z. B. den
ternheit, wenn er ein Polster hat, die Decke gibt dem Samt mit der Haut des Menschen zusammenbringen.
Tisch etwas Müheloses und Leichtes, der Teppich in Und auch sonst haben wir bei Stoffen immer den Ein-
der Zimmermitte gibt allem seine Richtung, daß es druck einer Oberfläche, die sich in Struktur und Stoff-
sinnvoll steht. Die Gewebe machen einen Raum ver- lichkeit vertraut an den Menschen wendet. - Ein
bindlich und umgänglich. Sie machen ihn zum Heim. Stoff spielt sich liebenswürdig dem Menschen dar; er
Die Kissen auf dem Sofa, die Gardinen am Fenster, zeigt sich angenehm und unterhaltend. Ein Falten-
die wie ein Schutz gegen die Fremdheit der Straße wurf, der freundlich spricht, ein Muster, das zu plau-
wirken, atmen etwas Ruhiges und Beständiges aus; dern scheint, sind Äußerungen, die ihn gewinnen
sie laden zum Bleiben ein. Das Zimmer wird warm lassen. Die Möglichkeit einer unbegrenzten Anpas-
durch sie, wir spüren, daß es eine Nähe, ein Herz für sung, die ihm gegeben ist, macht ihn nützlich zur
uns hat. Wir fassen die Stoffe an, die in unsrem Unterstreichung einer Wirkung, zur Verdeutlichung
Zimmer sind, und wir haben das Gefühl von etwas der Stimmung eines Heims. Die Raumgestaltung wird
Atmendem dabei - als ob wir ein Blatt oder eine sich seiner immer bedienen müssen als eines Mit-
Blume berührten oder über das Fell eines Tieres tels, das einer Wohnung das »Sprechende« gibt. g. m.
 
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