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Schulze, Konrad Werner: Eine Schau in Glas
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0372
360
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT BERNHARD PFAU-DÜSSELDORF RAUM DER SEIDEN- UND SAMTINDUSTRIE
EINE SCHAU IN GLAS
Die Allgemeinheit versteht unter Glas einen durch-
sichtigen, spröden und zerbrechlichen Stoff, des-
sen praktische Verwendung nur eine beschränkte sein
kann. In Wirklichkeit aber gibt es heute nicht aliein
Glas, das temperaturwechselbeständig, feuersicher,
biegungsfähig und splitterfrei ist, sondern sogar Glas,
das Schutz gegen die Wirkung von Geschossen bietet!
Trotz dieser glastechnischen Errungenschaften sind
gegenwärtig die psychologischen Widerstände hin-
sichtlich der ausgiebigen Anwendung des Glases bei
weitem noch nicht überwunden. Es ist daher von
grundsätzlicher Bedeutung, daß auf der Ausstellung
»Schaffendes Volk« in Düsseldorf eine Glas-Schau ge-
schaffen wurde, die den Laien wie den Fachmann
über die vielseitigen Abarten des Glases aufklärt.
Um eine material-wirksame und zugleich werbe-
kräftige Schau gestalterisch durchzuführen, ist Vor-
aussetzung, daß der Gestalter selbst mit dem Wesen
des Werkstoffes Glas erlebnismäßig eng verbunden
ist. Es war daher eine glückliche Wahl, daß man mit
dem Aufbau der Schau den Düsseldorfer Architekten
Bernhard Pfau beauftragte, der bereits durch ver-
schiedene Arbeiten hervorgetreten ist, die sein inniges
Verhältnis zu dem Werkstoff Glas besonders verraten.
Zweifellos war der Gestalter der Schau vor eine
schwierige Aufgabe gestellt, zumal die Aufstellung
der verschiedenen Glasstände in der Mitte der Halle
- also ohne eine Wand als Hintergrund - erfolgen
mußte. Trotzdem wurde eine überraschend gute Lö-
sung gefunden, indem an den beiden Längsseiten des
Totalstandes eine Flucht von gläsernen Wänden ge-
schaffen wurde, die entweder nach außen die Rück-
wände kleiner Einzelstände oder die Trennwände
gläserner Sitznischen bilden.
Die Schau ist in drei Hauptgruppen aufgeteilt: Ta-
felglas, Spiegelglas, Gußglas. Zwischen diesen Erzeug-
nissen der Flachglas-Industrie haben in Einzelständen
die Erzeugnisse der Hohlglasindustrie Aufstellung ge-
funden (Abb. S. 362). Der Haupteingang der Schau
wird von zwei großen Glaszylindern flankiert (Abb.
S. 363). Diesen folgt in Schrägstellung eine Scheiben-
Phalanx, die den Beschauer auf die verschiedenen Be-
arbeitungsmöglichkeiten des gezogenen Tafelglases
hinweisen. Die mittlere Raumachse des Tafelglas-
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT BERNHARD PFAU-DÜSSELDORF RAUM DER SEIDEN- UND SAMTINDUSTRIE
EINE SCHAU IN GLAS
Die Allgemeinheit versteht unter Glas einen durch-
sichtigen, spröden und zerbrechlichen Stoff, des-
sen praktische Verwendung nur eine beschränkte sein
kann. In Wirklichkeit aber gibt es heute nicht aliein
Glas, das temperaturwechselbeständig, feuersicher,
biegungsfähig und splitterfrei ist, sondern sogar Glas,
das Schutz gegen die Wirkung von Geschossen bietet!
Trotz dieser glastechnischen Errungenschaften sind
gegenwärtig die psychologischen Widerstände hin-
sichtlich der ausgiebigen Anwendung des Glases bei
weitem noch nicht überwunden. Es ist daher von
grundsätzlicher Bedeutung, daß auf der Ausstellung
»Schaffendes Volk« in Düsseldorf eine Glas-Schau ge-
schaffen wurde, die den Laien wie den Fachmann
über die vielseitigen Abarten des Glases aufklärt.
Um eine material-wirksame und zugleich werbe-
kräftige Schau gestalterisch durchzuführen, ist Vor-
aussetzung, daß der Gestalter selbst mit dem Wesen
des Werkstoffes Glas erlebnismäßig eng verbunden
ist. Es war daher eine glückliche Wahl, daß man mit
dem Aufbau der Schau den Düsseldorfer Architekten
Bernhard Pfau beauftragte, der bereits durch ver-
schiedene Arbeiten hervorgetreten ist, die sein inniges
Verhältnis zu dem Werkstoff Glas besonders verraten.
Zweifellos war der Gestalter der Schau vor eine
schwierige Aufgabe gestellt, zumal die Aufstellung
der verschiedenen Glasstände in der Mitte der Halle
- also ohne eine Wand als Hintergrund - erfolgen
mußte. Trotzdem wurde eine überraschend gute Lö-
sung gefunden, indem an den beiden Längsseiten des
Totalstandes eine Flucht von gläsernen Wänden ge-
schaffen wurde, die entweder nach außen die Rück-
wände kleiner Einzelstände oder die Trennwände
gläserner Sitznischen bilden.
Die Schau ist in drei Hauptgruppen aufgeteilt: Ta-
felglas, Spiegelglas, Gußglas. Zwischen diesen Erzeug-
nissen der Flachglas-Industrie haben in Einzelständen
die Erzeugnisse der Hohlglasindustrie Aufstellung ge-
funden (Abb. S. 362). Der Haupteingang der Schau
wird von zwei großen Glaszylindern flankiert (Abb.
S. 363). Diesen folgt in Schrägstellung eine Scheiben-
Phalanx, die den Beschauer auf die verschiedenen Be-
arbeitungsmöglichkeiten des gezogenen Tafelglases
hinweisen. Die mittlere Raumachse des Tafelglas-