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Michel, Wilhelm: Vom Schau-Raum zum Wohn-Raum
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0396
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INNEN-DEKORATION
V
OM SCHAU-RAUM ZUM WOHN-RAUM. gelungsgefühle, ein Dschungel von poetischen Re-
Es ist gut, sich von Zeit zu Zeit vor das Vergangene densarten, an denen sich das Auge betrinken soll,
zu stellen, um das Gegenwärtige stärker in seinem Ein Schauraum, kein Wohnraum. Und plötzlich be-
Wesen zu spüren. Ich sehe in einer alten Zeitschrift kommt man den geistigen Fortschritt zu fassen, der
das Atelier, in dem der Maler Hans Makart gearbeitet sich mit dem Übergang zur heutigen Raumgestaltung
hat. Hinter fellschwellenden Ruhebetten Galerieöff- vollzogen hat: an Stelle eines Systems von Illusionen
nungen, behängt mit Tigerdecken, Gongs, wildbe- bringt uns diese ein Gefüge von Diensten; an Stelle
wegten Wappenschilden, auf gedrehten Säulen eine einer bloßen Beziehung aufs Auge eine Beziehung auf
Altane, überdeckt von einem speergetragenen Zelt- den ganzen Menschen, auf sein Bedürfnis nach Ruhe,
dach, und noch ein zweiter Balkon mit figurenwim- Licht, guter Menschengesellung, Arbeitsfläche, Be-
melnder Brüstung, darauf der unvermeidliche Ma- wegungsraum; an Stelle einer Welt, mit der man sich
kartstrauß, ringsum maurische Taburetts, gotische und anderen etwas »vormacht«, eine Welt, die unser
Schemel, Drapierungen aus Brokat und Samt, ein Sein real umgreift als Rahmen unsrer Arbeit, unsrer
ganzes Zeughaus von Rüstungen, Partisanen, Schil- Sorgen und Freuden. Und im Grunde damit: an Stelle
den und Schlachtschwertern. Ein Wohnraum ?-Nein, einer unergriffenen eine wahrhaft in Besitz genom-
eine Raumtirade, eine Theaterszene für Selbstbespie- mene und von uns durchwirkte Welt. Wilhelm michel
flurgarderobe
entwurf: paolo
buffa- mailand
esche mit grünem rohrgeflecht und grün lackierten metallstäben
INNEN-DEKORATION
V
OM SCHAU-RAUM ZUM WOHN-RAUM. gelungsgefühle, ein Dschungel von poetischen Re-
Es ist gut, sich von Zeit zu Zeit vor das Vergangene densarten, an denen sich das Auge betrinken soll,
zu stellen, um das Gegenwärtige stärker in seinem Ein Schauraum, kein Wohnraum. Und plötzlich be-
Wesen zu spüren. Ich sehe in einer alten Zeitschrift kommt man den geistigen Fortschritt zu fassen, der
das Atelier, in dem der Maler Hans Makart gearbeitet sich mit dem Übergang zur heutigen Raumgestaltung
hat. Hinter fellschwellenden Ruhebetten Galerieöff- vollzogen hat: an Stelle eines Systems von Illusionen
nungen, behängt mit Tigerdecken, Gongs, wildbe- bringt uns diese ein Gefüge von Diensten; an Stelle
wegten Wappenschilden, auf gedrehten Säulen eine einer bloßen Beziehung aufs Auge eine Beziehung auf
Altane, überdeckt von einem speergetragenen Zelt- den ganzen Menschen, auf sein Bedürfnis nach Ruhe,
dach, und noch ein zweiter Balkon mit figurenwim- Licht, guter Menschengesellung, Arbeitsfläche, Be-
melnder Brüstung, darauf der unvermeidliche Ma- wegungsraum; an Stelle einer Welt, mit der man sich
kartstrauß, ringsum maurische Taburetts, gotische und anderen etwas »vormacht«, eine Welt, die unser
Schemel, Drapierungen aus Brokat und Samt, ein Sein real umgreift als Rahmen unsrer Arbeit, unsrer
ganzes Zeughaus von Rüstungen, Partisanen, Schil- Sorgen und Freuden. Und im Grunde damit: an Stelle
den und Schlachtschwertern. Ein Wohnraum ?-Nein, einer unergriffenen eine wahrhaft in Besitz genom-
eine Raumtirade, eine Theaterszene für Selbstbespie- mene und von uns durchwirkte Welt. Wilhelm michel
flurgarderobe
entwurf: paolo
buffa- mailand
esche mit grünem rohrgeflecht und grün lackierten metallstäben