INNEN-DEKOR AT ION
393
architekt martin ziegler »wohnraum des herrn a.g.«
den Zeugnissen jener Zeit ablesen lassen. Seelische Er-
müdung, Wirklichkeitsscheu prägten sich vielfach in
Kunst und Dichtung aus und suchten sich Haltung zu
geben in Losungen wie Decadence, fin du siecle, Ästheti-
zismus, Pessimismus, Symbolismus, die individualisti-
sche Kulturkritik eines Ibsen, das lebenablehnende
Denken eines Schopenhauer, eines Strindberg be-
herrschte die Geister. Eine Erkrankung des Lebens, der
Kultur drückte sich in diesen Erscheinungen aus, eine
Fragwürdigkeit aller Gestaltungen wurde in ihr gespürt,
ein gegenseitiges Sichverfehlen von Lebenswirklich-
keit und Form, von Wesen und Schein. Der Mensch
war nicht Herr seiner eignen Welt, sein Geist hatte
noch kein echtes Verhältnis zu den Stoffen und Auf-
gaben der Zeit gefunden.
Und dies gerade ist es, was uns Heutigen nun ge-
schenkt ist. Heute ist unsre Welt durchgehends von
positiven Lebensgefühlen erfüllt. Die Aufgaben sind
klar gestellt, die Maßstäbe gesichert; das Handwerk
ist wieder an seinen Platz gerufen, eine Überlieferung
ist neu aufgebaut - nicht als eine Überlieferung von
Schablonen, sondern von lebendigen Arbeitsgrundsätzen, mäS^tt^m^4^^^
die gut und gediegen sind und die auf lange Zeit hinaus [WbL,__
unserem Gestalten Frische, Echtheit und lebenfassende
Kraft bewahren werden. - Wilhelm michel barschrank aus dem obenstehenden Wohnraum
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architekt martin ziegler »wohnraum des herrn a.g.«
den Zeugnissen jener Zeit ablesen lassen. Seelische Er-
müdung, Wirklichkeitsscheu prägten sich vielfach in
Kunst und Dichtung aus und suchten sich Haltung zu
geben in Losungen wie Decadence, fin du siecle, Ästheti-
zismus, Pessimismus, Symbolismus, die individualisti-
sche Kulturkritik eines Ibsen, das lebenablehnende
Denken eines Schopenhauer, eines Strindberg be-
herrschte die Geister. Eine Erkrankung des Lebens, der
Kultur drückte sich in diesen Erscheinungen aus, eine
Fragwürdigkeit aller Gestaltungen wurde in ihr gespürt,
ein gegenseitiges Sichverfehlen von Lebenswirklich-
keit und Form, von Wesen und Schein. Der Mensch
war nicht Herr seiner eignen Welt, sein Geist hatte
noch kein echtes Verhältnis zu den Stoffen und Auf-
gaben der Zeit gefunden.
Und dies gerade ist es, was uns Heutigen nun ge-
schenkt ist. Heute ist unsre Welt durchgehends von
positiven Lebensgefühlen erfüllt. Die Aufgaben sind
klar gestellt, die Maßstäbe gesichert; das Handwerk
ist wieder an seinen Platz gerufen, eine Überlieferung
ist neu aufgebaut - nicht als eine Überlieferung von
Schablonen, sondern von lebendigen Arbeitsgrundsätzen, mäS^tt^m^4^^^
die gut und gediegen sind und die auf lange Zeit hinaus [WbL,__
unserem Gestalten Frische, Echtheit und lebenfassende
Kraft bewahren werden. - Wilhelm michel barschrank aus dem obenstehenden Wohnraum