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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Verkaufsgemeinschaft Berliner Tischlermeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0409

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INNEN-DEKORATION

397

VERKAUFSGEMEINSCHAFT BERLINER TISCHLERMEISTER

Der Zweck der Verkaufsgemeinschaft Berliner
Tischlermeister, in der heute 33 Handwerks-
meister zusammengeschlossen sind, geht aus ihrem
Namen hervor. Es ist eine Selbsthilfe-Organisation
zum Absatz der in den Betrieben der Mitglieder her-
gestellten handwerklichen Erzeugnisse, bzw. Innen-
einrichtungsstücke. Die Geburtsstunde der Vereini-
gung fällt in jene trübste Zeit, die das Handwerk seit
Jahrzehnten zu überstehen hatte, in die Jahre der
Wirtschaftskrise, als eine ganze Reihe von Umstän-
den verschworen schien, der selbständigen hand-
werklichen Produktion in Deutschland ein Ende zu
machen. In Wirklichkeit lag aber in jenem Notstand
nichts, was etwa eine endgültige wirtschaftliche
Überholtheit, eine dauernde Wettbewerbsunfähigkeit
des Handwerks erwiesen hätte. Es lag an der wirt-
schaftspolitischen Führungslosigkeit, daß der allge-
meine Notstand der Zeit sich so verheerend gegen das
Handwerk auswirken konnte; es lag an der mangeln-
den Einsicht in die Bedeutung des Handwerks, es lag
an der Geschmacksverödung und an den falschen
Urteilsmaßstäben, die man an das gewerbliche Er-
zeugnis anlegte. Wie es in jenen schweren Jahren
eine Kunstfeindschaft und eine Geistfeindschaft gab,
so gab es damals auch eine offene oder nur schlecht

versteckte Handwerksfeindschaft. Ein Beweis dafür,
daß jene Notlage nicht auf einer Wettbewerbsun-
fähigkeit des Handwerks beruhte, liegt in der rüstigen
Entwicklung, die der Verkaufsgemeinschaft Berliner
Tischlermeister unter der Leitung der Genossen Hugo
Heine und Julius Petersen beschieden war. Sie trat
im März 1932 ins Leben. In den fünf Jahren ihres
Bestehens hat sich ihr Umsatz ständig erhöht und
beträgt heute das Siebenfache des Anfangsjahres,
die Zahl der Angestellten ist von 6 auf 44 gestiegen.
Wurde schon bald nach der Gründung eine Ver-
größerung der Ausstellungsräumlichkeiten nötig, so
verfügt die Vereinigung seit diesem Jahr über ein
neues sechsstöckiges Haus (umgebaut nach den Plä-
nen des Hausarchitekten Siegfried Petersen), in dem
etwa 300 Zimmereinrichtungen ausgestellt sind.

Der ersten Ausstellung im neuen Heim entstam-
men die Räume, die unsre Abbildungen vorführen.
Man ist in einer Welt klarer, reifer Formen von guter
bürgerlicher Haltung und jener Zwecklichkeit, die
in ihrer Einstellung auf das praktische Bedürfnis
auch die Sinne, den Körper, das Gemüt des Bewoh-
ners nicht vergißt. Daß der Grundsatz gediegenster
handwerklicher Wertarbeit überall durchgeführt ist,
in der Leistung des Schreiners wie des Tapezierers,
 
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