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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Einklang von Wunsch und Gestaltung: zu den Landhäusern von Prof. F. A. Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0015

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INNEN-DEKO RAT I 0 N

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Vorschlag und Entwurf wird er dem Bauherrn helfen,
sich aus Unbestimmtheiten des eigenen Wollens zu
befreien und sich gleichsam auf sich selber zu be-
sinnen, damit Art und Stil der Raumgestaltung mit
Gesinnung und Wesen der Bewohner harmonieren
und ein persönliches, den Lebensgewohnheiten der
Bewohner angepaßtes Heim entsteht.

Immer wird das Bestreben des Architekten sein
müssen, die Wünsche seiner Auftraggeber zu be-
friedigen, denn ihr Haus - nicht sein Haus - soll
es ja sein, das er baut, aber nie wird er die Grenzen
der Nachgiebigkeit überschreiten dürfen. Sie sind
ihm gezogen durch sein künstlerisches Gewissen:
das geschaffene Wohngebilde muß seinen Namen ver-
treten können. Das ist in der Theorie leichter gesagt
als in der Praxis erreicht. Immer wieder erlebt der
Architekt, daß seine schönsten Entwürfe ihm aus
den Proportionen geraten, nur weil der Bauherr
sich keine rechten Vorstellungen aus den vorge-
legten Zeichnungen zu gestalten vermag, weil ihm
das In-Räumen-Denken und -Sehen ungewohnt ist.
Da bedarf es oft der geschicktesten Überredungs-
kunst, um noch zu retten, was zu retten ist. (Für
den Bauherrn andererseits ist der Architekt, der von

Amts wegen alles besser weiß, unausstehlich. Der
Architekt muß überzeugen können mit Worten, vor
allem aber durch die Tat später beweisen, daß er
recht hatte.) Das Risiko trägt er allein, er kann es
nicht abwälzen. Von der künstlerischen Verant-
wortung kann ihn niemand befreien.

Die dritte Gegebenheit ist die Bausumme. Sie
muß dem Architekten gegenüber fest gestellt sein.
Er muß wissen, womit er zu rechnen hat, und den
ausgesetzten Betrag mit den Wünschen in Einklang
zu bringen suchen. Jeder Bauherr allerdings wird
gut daran tun, wenn er eine stille Reserve einsatz-
bereit hält. Fast immer wird, trotz vorsichtig und
genau kalkulierter Voranschläge, die angesetzte
Bausumme überschritten. Hierfür wird seltener un-
vollständige Vorausberechnung die Ursache sein,
als vielmehr Unvorhergesehenes, das erst während
des Bauens auftritt, und zwar meist aus zusätzlichen
Wünschen des Auftraggebers.

Es ist ein verbreiteter Irrtum des Publikums, daß
man am Architekten am meisten sparen könne (die
Honorarsätze sind die gleichen!), daß Architekten
von Ruf, die sogenannten »großen« Architekten, nur
große bzw. teure Häuser bauen könnten. Das ist -
 
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