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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Ein Wohnungsumbau von Gio Ponti
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0033

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INNEN-DEKO RATION

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»GEÖFFNETE TÜR ZUR BAR IN DER BIBLIOTHEK DER WOHNUNO V.« OEMÄLDE VON GIUSEPPE CESETTI

EIN WOHNUNGSUMBAU VON GIO PONTI

Eine außerordentliche Energie des Zugriffs, eine
kühne und überlegene Handhabung der Mittel
kennzeichnet das Verfahren, mit dem der Architekt
Gio Ponti den in unsern Bildern geschilderten Umbau
einer Mailänder Wohnung gelöst hat. Der Raumge-
stalter hat durch Einbauten und Teilungen, durch
Verlagerung der Höhen und Wandebenen das Ganze
in lebhafte Bewegung gebracht und seinen Absichten
so unbefangen unterworfen, daß eine geschlossene
neue Einheit entstanden ist. Aus unseren früheren
Berichten über Pontis Schaffen ging schon hervor,
wie überzeugend und phantasievoll dieser Künstler
die verschiedenen Werkstoffe einzusetzen weiß. Er
gibt ihnen eine Anwendung, die gleichsam erstmalig
wirkt und die ohne Umschweif aus Lockungen des
Tastgefühls oder des Formsinnes entspringt.

Der Umbau verfolgte in erster Linie das selbst-
verständliche Ziel, der Wohnung jede Bequemlich-
keit zuzuführen, welche die heutige Wohntechnik
zu spenden vermag. Das eigentliche Gestaltungsziel
!ag jedoch darin, die Räume auf den gastfreundlichen,
heiter bewegten und in weltläufiger Weise

ent-

spannten Lebensstil der Bewohner einzustimmen.
Es galt vor allem, in der »Atmosphäre« das Richtige
zu treffen, einen Ton lebensvoller Freiheit und
Herzlichkeit anzuschlagen; alles so zu fassen, daß
auch bei Ortswechsel der Tische, Sessel, Lichtträger
usw. der Reiz des Ganzen bestehen blieb. Dies ist
Gio Ponti in überzeugender Weise gelungen. Er hat
auf der Linie einer modernen und durchaus ita-
lienischen Formung eine Wohnung geschaffen,
in der gegenwartsfrohe und geschmackvolle Men-
schen mit Sinn für Eleganz und muntere Gesellig-
keit alles ihnen zusagende Behagen finden können.

Die recht weitläufige Wohnung Vanzetti umfaßt
Vorraum, Galerie, Wohnraum, Bibliothek mit Bar,
Speisezimmer; zu diesen Haupträumen gesellen sich
mehrere Schlafzimmer, ein Kinderzimmer, ein Win-
tergarten und eine große Zahl von Wirtschafts- und
Nebenräumen, worunter sich auch Zimmer für Gäste,
Bedienung, Gymnastik usw. befinden. Zur Galerie
gehört die große Bücherei-Wand, die sich mit unter-
haltsam gestalteten offenen Regalen und Sitzmöbeln
beiderseits des Heizkörpers entfaltet (Abb. S. 22).
 
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