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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Das preussische Staatsbad Norderney
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0147

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DAS PREUSSISCHE STAATSBAD NORDERNEY

Tn balneis salus« (in Bädern ist Heil) ist zwar ein
J. alter römischer Spruch, aber die bewußte breitere
Nutzung der Quellen und des Meerwassers zu Heil-
bäderanlagen hat sich im Norden nur in langen Etap-
pen entwickelt. Das älteste deutsche Nordseebad, Nor-
derney, hat seine ersten größeren Anlagen Ende des
18. Jahrhunderts erhalten, und es erlangte bald große
Berühmtheit durch die Gunst der Verkehrslage, des
ausgeglichenen Klimas und seiner charaktervollen
Natur. Das Staatliche Kurhaus, ehemals Konversa-
tionshaus genannt, ist vor mehr als hundert Jahren
errichtet worden. Der steigende Verkehr führte schon
frühe zu mannigfachen Erweiterungen und Umbau-
ten, aber dem Ganzen der Anlage ist bis auf den heu-
tigen Tag der vornehme Geist einer Architektur er-
halten geblieben, die das Heitere, das Schlichte und
das Repräsentative in einziger Weise zu verknüpfen
wußte. Der edlen äußeren Gestalt entspricht eine voll-
endet zweckmäßige und künstlerisch hervorragende
Innengliederung; die Krönung des Ganzen bilden die
gepflegten Garten- und Parkanlagen, die das Staat-
liche Kurhaus von allen Seiten umgeben.

Im Jahre 1936 wurden die Deutschen Werk-
stätten-Hellerau beauftragt, dem umgebauten Ost-

flügel eine neue Inneneinrichtung zu geben, die nach
Entwürfen und Angaben des Leipziger Architekten
Ernst Max Jahn durchgeführt wurde. Die Lösung
dieser Aufgabe erfolgte in einer Weise, die der Groß-
zügigkeit und Schönheit der weltbekannten Kur-
anlagen nicht nur gerecht wurde, sondern sie auch
um einen neuen Reiz und Wert bereicherte. Der Ar-
chitekt und die mit der Durchführung betrauten
Werkstätten haben sich in einer Handhabung der
Formen und der Werkstoffe gefunden, die in ihrer be-
besonnenen, gediegenen Schönheit ebensosehr dem
Geiste der alten Kurhausarchitektur wie dem Geiste
des heutigen deutschen Gestaltens entspricht. Eine
frohe, belebende Frische erscheint in vielen Raumbil-
dern, jenes Element, das am besten zu einer der Ge-
sundheitspflege dienenden und auf die freien Natur-
kräfte bezogenen Anlage paßt. In der farbigen Durch-
führung zeigt sich eine Abstufung, welche die Mittel
in überlegter Weise verwendet und zwischen neutra-
len, animierenden, heiteren und dämpfenden Farb-
klängen genau zu unterscheiden weiß. Die Farben-
welt des ganzen Komplexes gipfelt in dem festlich-
prächtigen Akkord von Rot und Gelb, der im Gesell-
schaftsraum die Sinne anruft, Mitteilsamkeit und
 
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