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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0300

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290

INNEN-DEKOR AT ION

KURHOTEL »TREPPENHAUS« TEPPICHE UND LAUFER: KUPFERROT, GELÄNDER: LEICHTMETALL BRONZEFARBEN ELOXIERT

ORT DER KONVERGENZ

Alles Schönen Ziel ist die Kunst«, schrieb Ri-
, chard Wagner, aber der Kunst selber ist ein wei-
teres Ziel gesetzt, und das heißt: Der lebendige
Mensch. Das haben die Griechen als erste gewußt, und
in allem, was sie uns überlieferten, ist dies das unver-
gänglichste Erbstück. Er, der lebendige Mensch, ist
das Ziel der Kunst, weil er Ziel und Gipfel alles Ge-
schehens ist. Was anders ist denn der Sinn dieses gan-
zen Aufwandes an Planeten und Sonnen, fragte
Goethe, als daß am Ende ein tüchtiger Mensch sich
seines Lebens und Schaffens freut? Wir sprechen von
der Wohnung, die sich einer zusammenordnet, alsvon
seiner »Einrichtung«. Das aber ist der Sinn aller Kul-
tur und Kunst, daß sich der Mensch auf Erden
menschlich »einrichtet«. Kultur und Zivilisation sind
nicht, wie man gemeint hat, Gegensätze. Wie sollte
denn vollendete, allseitig ausgewirkte Kultur denkbar
sein ohne Zivilisation? Zur feindlichen Spannung

zwischen beiden kommt es nur da, wo das Geringere,
nämlich die Zivilisation, sich zum Höchsten und Füh-
renden aufwerfen will. Man kommt bei der Betrach-
tung menschlichen Schaffens, Handelns und Formens
am weitesten, wenn man jeden ihrer Akte ansieht als
Unternehmung des Menschen zur Durchsetzung, Aus-
wirkung und Erfüllung seines Maßstabs, seines Da-
seins. Da dient die Philosophie, indem sie es »denkbar«
macht. Da dient die Kunst, indem sie im Kunstwerk
die dunkle Wirklichkeit mit einem Element der Deu-
tung verklammert und so eine menschenförmige
Weltaneignung vollzieht. Da dienen der Kunst
bescheidenere Schwestern, die Handwerke, indem sie
Räume und Sachgefüge zum reich durchmodellierten
Negativ des Menschen erheben. Und da dienen letzt-
lich auch Revolution und Krieg; denn sie heben
alte Bedingungen auf und erreichen neue, die Hö-
heres von der Wirklichkeit des Menschen enthalten.
 
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