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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Schlenker, A. E.: Ein kultiviertes Landhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0040

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Man muß diese Betrachtungen vorausschicken, um
die Ferne zu ermessen, die zwischen jenem bürger-
lichen Palais vergangener Jahrzehnte und einem
vorbildlichen Landhaus liegt, das sich ein Großindu-
strieller unserer Tage für seinen kultivierten Lebens-
abend »leistet«. Das Entscheidende, das diese Gegen-
überstellung allein rechtfertigt, ist dabei der Um-
stand, daß der betreffende Hausherr die Ansprüche
an Lebenshaltung und Wohnkultur stellt, die früher
einen Mann in dieser Lage zum Bau einer pom-
pösen Villa veranlaßt hätten.

Inzwischen hat sich freilich eine neue Bau- und
Wohngesinnung durchgesetzt. Sie kommt aus einer
neuen Grundhaltung, die gegenüber früher eine ent-
scheidende Wende auf allen Gebieten des Lebens be-
deutet. Uns geht es heute nicht mehr um die Hervor-
hebung des Einzelnen und seines Baues, nicht mehr
um die prunkhafte Wirkung nach außen, die viel-
fach noch mit falschen Materialien oder Material-
imitationen erzielt wurde, - sondern um die harmo-
nische Eingliederung des Baues in seine landschaft-
liche und architektonische Umgebung, wobei das
Gebäude selbst keineswegs mehr vorstellen soll, als

es in Wirklichkeit ist, sondern einfach, schlicht und
werkgerecht die verwendeten Baumaterialien selbst
zur Geltung kommen läßt. Wie sich heute der Ein-
zelne als ein Glied der Gemeinschaft fühlt, so soll
sich auch sein Haus als Glied einfügen in seine bau-
liche Umgebung, an der es teil hat, ob es will oder nicht.

Dies gilt um so mehr, wenn es sich dabei, wie im
Falle des Landhauses L. F. in Bietigheim (Württem-
berg) um ein prachtvolles mittelalterliches Stadtbild
mit Stadtmauer und Wehrtürmen handelt, dem sich
das neue Gebäude anpassen soll. Wie viel wurde in
dieser Hinsicht gerade in vergangenen Jahrzehnten
gesündigt. Die luxuriösen Villen und pomphaften
Privatbauten mit Kuppeln und Terrassen, mit Zinnen
und Erkern, die heute vielfach unsere schönsten
Stadt- und leider auch Dorfbilder verunzieren, sind
nur zu bekannt. Um so erfreulicher und um so mehr
beispielgebend mag eben der Versuch des Land-
hauses L. F. sein, den Professor Gerhard Graubner
in engster und verständnisvollster Zusammenarbeit
mit dem Hausherrn selbst durchgeführt hat.

Es ging dabei nicht um einen Neubau, sondern um
den Um- und Erweiterungsbau eines kleinen, alten
 
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