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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Strenger, Hermann: Rückschau auf eine Stilwende
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0053

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I N NE N-DE KORATI ON

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PROF. A.BARTOLUCCl UND F. MARCONC1N1 »GÄSTEZIMMER« MÖBEL: NUSSHOLZ, BEZÜGE: NATURFARBEN MIT BLUMEN

Der Durchbruch durch muffig dunkle Gev/öhnung, ließ. Sie hielten die Unwahrhaftigkeiten tles Wider-
der Ausbruch aus den bequemen Polstern der Wieder- Spruchs nicht mehr aus und drängten nach vorne,
holung, aus den samtenen Faltenwürfen eines Ate- Es wird vom Verfasser nicht übersehen, daß in den
lierstils, der, noch in den billigsten Imitationen einer neuerstandenen Gebilden, außer den ursprungnahen
immer geschäftiger werdenden Industrie, nach der Formideen der Pflanzenwelt und Geometrie, auch da
sogenannten historischen Stilreinheit strebte, aus dem und dort noch Überkommenes, Japanisches, Bieder-
Maskenplunder einer Renaissance, die trotz völlig meierliches, Gotisches mitklang, daß auch bei den
veränderter Umwelt nicht enden wollte, - das war Führenden manche in neuen Linien sich allzusehr
das Entscheidende. Junge Künstlertemperamente, verspielende Verschlingung die Klarheit des Vorstoßes
verantwortungsbewußt, heftig gegen die unzeitgemäß hemmte, aber der Frühlingssturm, der damals in
sie umgebende, unechte Formenwelt reagierend, Deutschland und in einigen anderen Ländern Euro-
suchten Neuland zu gewinnen. Sie wollten den er- pas so plötzlich losbrach, wird erfrischend deutlich,
wachenden Gefühlen und dem in die Zukunft weisen- Und auch das wird sichtbar: der Jugendstil war,
den Geist ihrer Zeit die gemäßen Formen schaffen, wie der Autor hübsch und treffend formuliert, nicht
entgegen der stumpfen Gedankenlosigkeit ringsum, in nur der Stil einer Jugend, sondern auch die Jugend
die Häuser, Zimmer, Möbel, Bücher, in die letzten eines Stiles - einer Formensprache, die dann dem
Türschlösser und Randleisten etwas vom Wesen der phantasievoll gleitenden und tanzenden Spiel der Ju-
Zeit eindringen lassen. Sie ertrugen es nicht, daß eine gendstil-Linien Halt gebot, von der pflanzenhaften
umwertende Zeitwende - in philosophischen und Unruhe weg der geometrisch-stereometrischen Ruhe
dichterischen Bereichen von Nietzsche und anderen sich zuwandte und auf gereinigtem Boden klarere,
schon deutlich heraufgeführt und zum Bewußtsein strengere, sachliche Formen zu entwickeln begann,
gebracht - die Welt der sichtbaren und greifbaren Zum großen Teil waren die bedeutsamen Künstler,
Form noch immer greisenhaft im Alten beharren die in Baukunst und Innendekoration diesen uns
 
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