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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Strenger, Hermann: Rückschau auf eine Stilwende
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0055

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INNEN-DEKOR AT ION

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Thorn-Prikker, Christiansen, Huber und wie sie
alle hießen und heißen, erscheinen in vielgestaltig
bunter Reihe, auch die Gleichstrebenden im Ausland
werden beleuchtet.

Und nicht zuletzt wird von den Zeitschriften ge-
sprochen, die namen-und maßgebend eine wesentliche
Rolle gespielt haben. Da waren G. Hirths »Jugend«,
der »Simplicissimus«, der »Pan«, die »Insel«, und vor
allem die eigentlichen Kunstzeitschriften, zumal, in
dem damals ganz vornestehenden Darmstadt, die von
Alexander Koch gegründeten Zeitschriften »Innen-
Dekoration« - wo 1897 ein bedeutsamer Aufruf
an die deutschen Künstler »modernen Stil« forderte -,
ebenso wie die »Deutsche Kunst und Dekoration«.
Sie dürfen auch mit Grund für sich in Anspruch neh-
men, daß sie von Anfang an die wirklich führenden
und gültigen Künstler in den Vordergrund gestellt
haben und nicht die Kopisten, die dann in den Büros
der Industrie ihr Wesen trieben. In diesen Zeit-
schriften fanden sich auch die damals sehr kühnen,
als geistige Taten zu wertenden Worte, und auch dort
hat man maßgebend an jenen entscheidenden Jahren
mitgewirkt, auf die alles Heutige - »was nicht Nach-

194.2 II. 3

ahmung alter Vorbilder ist und was wir als gut und
unserer Zeit ausdruckgebend betrachten dürfen in
Gerät, Möbel, Druckwerk und wesentlichen Teilen
der Baukunst« - stammbaummäßig zurückgeht.

In dem besonders beachtlichen Schlußkapitel »Ma-
lerei und Plastik« sucht dann der Verfasser so etwas
wie eine ideelle Bestätigung des Jugendstils zu geben,
die Verbindungslinien zu Form und Lebensgefühl bei
Hodler, Münch, Ludwig von Hofmann, Barlach,
Minne u. a. zu ziehen. Man mag wohl, wie in anderen
Abschnitten, auch hier manche kleine Einzelheit
anders sehen als der Autor. Als Ganzes bleibt aber,
was zu herzhaftem Dank verpflichtet: es ist mit
diesem Buch eine unklare Stelle in unserem Weltbild
von einer berufenen, sicheren und glücklichen Hand
geklärt worden. Hermann strenger

SELBSTTÄUSCHUNG ist es, zu glauben, daß Ge-
bautes nur das Ergebnis von Rechnung, Technik
und Material sei. Jedes Haus, jeder Stuhl, ist über
Zweckmäßigkeit und Materialgerechtheit, über tech-
nische Vernunft und Qualität der Arbeit hinaus eine
Inkarnation des Künstlers und seines Volkes. - w. B.
 
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