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Lämmle, August: Zu dem Wohnhaus eines Architekten
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0066
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INNEN-DEKORATION
DER WESTGIEBEL ZEIGT IM STREIFLICHT
DIE WIRKUNG DER BACKSTEINAUSR1EGELUNG
bei dieser Lösung die eigene Person sich zurück-
hält. - Die eigene Handschrift wird aber bei so
gewissenhafter Arbeit trotzdem immer deutlich
sein. Ein Baumeister seiner Art weiß, daß das
Neue, das er in die Zeit hineintragen kann,
dadurch gesichert ist, daß jedes Werk aus dem
Geiste der Zeit und des Volkes heraus, dem er
als Persönlichkeit angehört, getan wird! Wer
in solchem Geiste lebt, der schreitet vorwärts,
von selber vorwärts, hinein in eine neue Welt
mit eigenem Licht und eigener Formensprache.
Paul Heim strebt in seiner Baukunst, wie er
sagt, nach der »inneren und damit ewigen Zier«.
Es ist heute für einen Baumeister selbstver-
ständlich, daß er schmückende Beigaben un-
nützer, spielerischer und darum vergänglicher
Art vermeidet, so wie der gute Schriftsteller
die nur schmückenden Beiwörter wegläßt.
Die Hauptsache ist, daß die Hauptsache die
Hauptsache bleibt! Wir sehen in Bauten der
Spätromanik und noch mehr der Spätgotik,
wie Schmuck und Zier sich vordrängen, ja selb-
ständig gemacht haben an Stelle der baulichen
Idee. So kam Fremdes und Unorganisches her-
ein. Es ist, als ob eine alternde Baukunst, die
ihrer inneren Kraft verlustig ging, sich mit
Hilfe von Flitter und anekdotischem Schnör-
kelwerk in der Geltung zu halten versuche,
während die jungen Formen fast ohne Schmuck
auskommen. Wo in Frühromanik und Früh-
gotik solcher erscheint, ist er konstruktiv,
dient also der Bauaufgabe und dem Gefüge.
So zeigt das Bauwerk in seiner strengen Ein-
fachheit, wahrhaftig und unverblümt, nur sich
selbst, es offenbart Geist und Gesinnung von
Baumeister und Zeit. Die Hochformen erblühen
dann aus einer Überfülle innerer Kraft: die
Formensprache wird großartig und repräsen-
tativ, sie tritt neben die Absicht des Gefüges,
bleibt aber in jeder ihrer Auswirkungen Sinn
der Idee und damit des Ideals.
Das Wohnhaus von Paul Heim ist ein Holz-
fachwerkbau.Dieser ist eineVerbindung germa-
nischen Holzbaues mit dem römischen Stein-
bau und hat infolgedessen besonders reiche
und schöne Möglichkeiten. Der Hauptreiz des
Fachwerks liegt im Maßwerk der Hölzer (der
DER HAUSEINGANG AUS SANDSTEIN, TÜRE: LÄRCHENHOLZ
INNEN-DEKORATION
DER WESTGIEBEL ZEIGT IM STREIFLICHT
DIE WIRKUNG DER BACKSTEINAUSR1EGELUNG
bei dieser Lösung die eigene Person sich zurück-
hält. - Die eigene Handschrift wird aber bei so
gewissenhafter Arbeit trotzdem immer deutlich
sein. Ein Baumeister seiner Art weiß, daß das
Neue, das er in die Zeit hineintragen kann,
dadurch gesichert ist, daß jedes Werk aus dem
Geiste der Zeit und des Volkes heraus, dem er
als Persönlichkeit angehört, getan wird! Wer
in solchem Geiste lebt, der schreitet vorwärts,
von selber vorwärts, hinein in eine neue Welt
mit eigenem Licht und eigener Formensprache.
Paul Heim strebt in seiner Baukunst, wie er
sagt, nach der »inneren und damit ewigen Zier«.
Es ist heute für einen Baumeister selbstver-
ständlich, daß er schmückende Beigaben un-
nützer, spielerischer und darum vergänglicher
Art vermeidet, so wie der gute Schriftsteller
die nur schmückenden Beiwörter wegläßt.
Die Hauptsache ist, daß die Hauptsache die
Hauptsache bleibt! Wir sehen in Bauten der
Spätromanik und noch mehr der Spätgotik,
wie Schmuck und Zier sich vordrängen, ja selb-
ständig gemacht haben an Stelle der baulichen
Idee. So kam Fremdes und Unorganisches her-
ein. Es ist, als ob eine alternde Baukunst, die
ihrer inneren Kraft verlustig ging, sich mit
Hilfe von Flitter und anekdotischem Schnör-
kelwerk in der Geltung zu halten versuche,
während die jungen Formen fast ohne Schmuck
auskommen. Wo in Frühromanik und Früh-
gotik solcher erscheint, ist er konstruktiv,
dient also der Bauaufgabe und dem Gefüge.
So zeigt das Bauwerk in seiner strengen Ein-
fachheit, wahrhaftig und unverblümt, nur sich
selbst, es offenbart Geist und Gesinnung von
Baumeister und Zeit. Die Hochformen erblühen
dann aus einer Überfülle innerer Kraft: die
Formensprache wird großartig und repräsen-
tativ, sie tritt neben die Absicht des Gefüges,
bleibt aber in jeder ihrer Auswirkungen Sinn
der Idee und damit des Ideals.
Das Wohnhaus von Paul Heim ist ein Holz-
fachwerkbau.Dieser ist eineVerbindung germa-
nischen Holzbaues mit dem römischen Stein-
bau und hat infolgedessen besonders reiche
und schöne Möglichkeiten. Der Hauptreiz des
Fachwerks liegt im Maßwerk der Hölzer (der
DER HAUSEINGANG AUS SANDSTEIN, TÜRE: LÄRCHENHOLZ