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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Henniger, Hans: Haus eines finnischen Kunstfreundes: Architekt: Professor Alvar Aalto-Helsinki
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0096

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INNEN-DEKO RAT ION

vollen modernen Malereien denken als den 250 Qua-
dratmeter großen Wohnraum, der den Charakter des
Grundrisses entscheidend prägte, durch frei ver-
schiebbare Zwischenwände jedoch beliebig unterteil-
bar ist. Die Wände sind so konstruiert, daß sie gleich-
zeitig als Schränke zur Aufnahme der Gemäldesamm-
lung dienen können, so daß jeweils nur einige wenige
Bilder im Räume sichtbar sind, die dafür aber um so
schöner zur Wirkung gelangen. Auf diese Art, die an
die Behandlung von Kunstwerken in einer Bibliothek
oder in einem graphischen Kabinett erinnert, wird
die schematische Anordnung der Museen vermieden
und der persönliche Kunstgenuß gesteigert.

Es lag dem Architekten daran, hier ein Musterbei-
spiel zu schaffen für die Beziehung zwischen Kunst-
werk und Wohnung, das sich auch in kleineren Ver-
hältnissen, z. B. in der Einraumwohnung eines Künst-

lers, in ähnlicher Weise verwirklichen läßt. Dies ist in
vollendetem Maße gelungen. Die Malerei nimmt hier
nicht mehr eine untergeordnete Stellung ein, sondern
tritt als selbständige, aus eigenen Gesetzen wirkende
künstlerische Äußerung rein in Erscheinung. Sie ist
nicht mehr dekorative Zutat zum Raum wie das vom
Repräsentationsstandpunkt her diktierte Ornament,
das keinerlei persönliche Erlebniswerte zu vermitteln
vermag, sondern selbständige Partnerin, die dem
Raum eine tiefere und menschlichere Akzentuierung
gibt, und dadurch eine wichtige Mission ausübt.

Aus dem Zusammenklang von Malerei und Archi-
tektur entsteht ein Bild von organischer Schönheit,
das unser Lebensgefühl steigert und den Aufenthalt
in solchen Räumen zu Stunden unmittelbarsten
Kunstgenusses werden läßt, wie es das »Wohnen
mit Kunstwerken« stets sein sollte. - hans henniger
 
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