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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Hildebrandt, Hans: Der deutsche Wohnraum zu Dürers Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0178

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INNEN-DEK ORATI ON

sie als Schauplatz benötigten für die meist der Bibel
entliehenen Handlungen, die sie schildern wollten.
Sie wünschten diese dem Beschauer nahezubringen
und so zeigten sie ihm das Bekannte. Erst im Spät-
mittelalter jedoch wandelte sich die gleichnishafte
Darstellungsweise früherer Zeit in solch realistischere
um. Darum kann sich unsere Kenntnis altdeutscher
Wohnräume im wesentlichen nur auf Wiedergaben
aus den Tagen des Jan van Eyck und aus dem Zeit-
alter Dürers und Holbeins stützen.

Was uns zunächst bei diesen bildlichen Schilderun-
gen auffällt und angenehm berührt, ist, daß jeder
Raum seinen Bewohnern genügend Bewegungsfrei-
heit ließ. Obwohl die Gemächer des Bürgerhauses im
15. und 16. Jahrhundert gewiß keineswegs groß
waren, weil die Ummauerung der Städte jede Raum-
verschwendung verbot, haben wir nirgends den Ein-
druck der Enge. Die Wände, meist einfarbig in hellen,
freundlichen Tönen gestrichen und nur in reicheren
Heimen getäfert, sind nicht verstellt und jeder ver-
fügbare Platz des Raums scheint aufs sorgsamste aus-
genutzt. So wirken diese Gemächer ruhig und eben
deshalb bereit, reges Leben in sich zu fassen. Sie wer-

den von Holzbalkendecken überspannt. Den Boden-
belag bildeten wohl auch in vornehmeren Häusern
einfache rechteckige Holzbretter. So zeigt sie das
feine, aufschlußreiche Bild, das Jan van Eyck von der
Verlobung des Kaufmanns Giovanni Arnolfini aus
Lucca mit einer Brügger Patrizierin 1434 malte.

Kernstück des altdeutschen Wohnraums ist der
Tisch, der geräumig sein muß, weil er bei Mahlzeiten
wie bei mancherlei Arbeit die Hausgenossen und hin
und wieder auch Gäste um sich versammelt. Meist
trägt er eine weitvorspringende und dicke Rechteck-
platte, doch kommt auch die Rund- oder Ovalform
vor. Das Untergestell besteht nicht wie später zu-
meist von vornherein aus vier Füßen, sondern aus
zwei stämmigen Breitstützen an den Schmalseiten; sie
teilen sich nahe dem Boden und entsenden nach links
und rechts gebogene Füße. Vollkommene Standfestig-
keit wird so verbürgt. Die Bildwiedergaben erweisen
die Tische vor und um 1500 als reine Schreinerarbeit,
da auch die Nägel aus Holz sind.

Die Hauptsitzgelegenheit wird von einer Bank ge-
boten, die sich in der Regel unterhalb der Fenster in
der ganzen Wandbreite hinzieht. Reichliche Kissen
 
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