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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Mayreder, Friedrich: Ein Dreifamilienhaus in Wien: von Architekt Carl Appel, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0183

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EIN DREIFAMILIENHAUS IN WIEN

VON ARCHITEKT CARL APPEL-WIEN

Mannigfach sind die Gründe, die den Menschen
dazu bringen, Herr eines Eigenheims zu werden.
Was spielt da nicht alles mit! Schon das Gefühl, auf
einem Boden zu stehen, der nicht Eigentum irgend-
eines gleichgültigen Hauswirtes ist, beseligt, erhebt.
Man muß sich nur ausmalen: Unser, mein Grund
reicht sozusagen bis zum Mittelpunkt der Erde. Über
Tag ist jenes Gefühl nicht minder herrlich. Wir stehen
auf einem Fleck und betrachten von ihm aus die Welt.
So wie wir sie hier sehen, sieht sie kein anderer, nicht
der Nachbar zur Rechten, noch der Nachbar zur Lin-
ken. Wer um ein eigenes Haus kämpft und es schließ-
lich erkämpft, erkämpft damit auch den Garten, in
vielen Fällen ihn vor allem. Solch ein Garten läßt sich
sehr wohl auch anderswo erlangen, als Kleingarten
mit einer Wohnlaube oder auch ohne sie, aber das ist
nicht das Wahre. Der Garten muß beim Haus sein,
vor oder hinter ihm, ob er nun schlichtem Gemüsebau
dienen soll oder bloß ein paar Blumen wachsen läßt

und ein bißchen grünen Rasen, durch den quadra-
tische Trittsteine von der Gartenpforte zum Haus füh-
ren. Und ein Garten ist erst dann ein Garten, wenn
man aus den Wohnräumen eben oder höchstens über
wenige Stufen in ihn hinauszutreten vermag. Muß
man von der Wohnung über einen kalten Flur und
eine nüchterne Allerweltstreppe und durch ein Haus-
tor gehen, erfordert jedes Aufsuchen des Gartens
einen richtigen Entschluß, der noch größer wird, wenn
etwa ein Kinderwagen oder Gartenmöbel hin und her
geschleppt werden soll. Die Eigenschaft des Gar-
tens, Wohngarten, also ein Teil der Wohnung zu sein,
wird so erschwert, ja überhaupt in Frage gestellt.

All diese Wünsche und Träume bleiben, in der
Großstadt zumindest, zum Teil Wünsche und Träume.
Jene Forderungen in ihrer Gesamtheit zu erfüllen, ist
in ihr kaum je möglich, zumal wenn es sich um Bau-
ten handelt, die in anspruchsvollerer Gegend im
Weichbild der Stadt liegen. Denn dort sind die Grund-
 
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