Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

DOI Artikel:
Tschauner, Ellie: Die Eleganz der Schlichtheit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0205

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKO RAT ION

197

DIE ELEGANZ DER SCHLICHTHEIT

ir haben den Namen und den sehr persönlichen
Stil des ungarischen, in Berlin arbeitenden
Architekten GezaLörincz an dieser Stelle durch die
Veröffentlichung über die Umgestaltung und Innen-
ausstattung der Ungarischen Gesandtschaft kennen-
gelernt. Lörincz, der diese Aufgabe in Arbeitsgemein-
schaft mit seinem Landsmann und Kollegen Töth
durchführte, bewies dort ein sicheres und klar ge-
prägtes Gestaltungsvermögen für Anlage und Ausbau
großer Räume von repräsentativem Charakter.

Seine Entwürfe bekundeten eine bestechende
Großzügigkeit und gediegene Eleganz, die ebenso der
Raumaufteilung selbst wie der Raumausgestaltung
zugute kamen. Sie verrieten seine Liebe für das un-
aufdringlich noble Dekor, das edle Maß der Beschrän-
kung und die handwerklich feine Materialbehandlung,
die Schlichtheit zur Vornehmheit emporheben.

Mit weiteren Abbildungen stellen wir nun einige
andere, ihrer Bestimmung nach sehr wesensverschie-
dene Arbeiten des gleichen Architekten vor: Ent-
würfe für private Wohnstätten, die zum Teil unter
dem Zwang baulicher Gegebenheiten und starker
räumlicher Begrenzung entstehen mußten. Diese Vor-

1942. VIII. 2

aussetzungen zogen von Anfang an das Hauptaugen-
merk auf sich und forderten naturgemäß eine andere
Tendenz als repräsentative Gesandtschaftssäle. Und
doch spürt man aus ihnen, wie aus jenen, die gleiche
persönliche Note des Architekten, die Grundhaltung,
der er treu bleibt, und die er darüber hinaus sich selbst
zur Gesetzmäßigkeit werden läßt, ohne damit etwa
der Gefahr einer künstlerischen Starre nahezukom-
men. Die Ergiebigkeit der gestaltenden Phantasie ver-
mag ihr auch innerhalb des einmal gesteckten Rah-
mens völlig ungezwungen zu entrinnen.

Zeichnete Lörincz für den Um- und Ausbau der
Ungarischen Gesandtschaft in Arbeitsgemeinschaft
mit seinem Kollegen Töth, so wuchsen die Pläne zu
den Räumen dieser Serie in gemeinsamem Ideenaus-
tausch mit einem weiblichen Partner, der Architektin
Käte Mai, und es will uns scheinen, als könnte man
aus dem geschlossenen Ganzen der Entwürfe noch
herauslesen, wo in Einzelzügen die Hand einer Frau mit
liebevoll empfindsamer Einstellung für die praktischen
Belange der Wohnlichkeit am Werke war. Die Herb-
heit, die oft aus diesen Räumen spricht, wird dadurch
reizvoll abgemildert und harmonisch abgestimmt.
 
Annotationen