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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Henniger, Hans: Landhaus auf Djursholm: Architekten: Lars Magnus Giertz und Nils Tesch, Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0244

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236

INNEN-DEKO RAT ION

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ARCHITEKTEN LARS MAGNUS GIERTZ UND NILS TESCH-STOCKHOLM »SQDANS1CHT DES LANDHAUSES

bündig. Dadurch wird einmal die Geschlossenheit der
Wandfläche nicht zerstört, zum andern hat diese Aus-
führung den Vorzug, daß die Fenster den Wind besser
abhalten. Ähnliche praktische Erwägungen führten
zu der auf den ersten Blick etwas ungewöhnlichen
Balkongestaltung an der Westfront.

Die gesamte Anlage zeugt davon, daß die Architek-
ten neben den landschaftlichen Gegebenheiten vor
allem den praktischen Erfordernissen Rechnung
trugen. Dies taten sie allerdings mit so großem Ge-
schick, wie man es nur selten findet. Wir spüren jene
innere Bescheidenheit, die darauf verzichtet, inter-
essant sein zu wollen.

In seiner glücklichen Verbindung von Schönheit,
Zweckmäßigkeit und Selbstverständlichkeit gemahnt
dieses Haus an das bürgerlich Schlichte des Bieder-
meier, das wir an den nordischen Adelssitzen um 1800
so sehr lieben. Es zeigt das gleiche Ziel, dem auch
die Baumeister jener Zeit nachstrebten: unauffällig
Schönes zu schaffen, das sich nicht dem ersten Blick
hingibt, dafür noch dem zehnten ruhig standhält.

Die Architekten legten mit diesem Bau ein ehr-
liches Bekenntnis zur Tradition ab. Sie erlagen je-
doch nicht der Versuchung, historische Stilform nach-
zuahmen. Die Bindung an die baukünstlerische Über-
lieferung bedeutete für sie nur ein Zurückfinden zu

den fundamentalen Gesetzen der Baukunst, ohne die
schlechterdings kein Kunstwerk entstehen kann;
denn »Tradition im Bauen ist nicht Übernahme und
Weiterführung der äußerlichen Form, sondern Le-
bendighaltung und Weiterentwicklung des Wesent-
lichen«, wie es Paul Schmitthenner einmal sehr tref-
lend formuliert hat.

Lautlos und ohne Pathos dient dieses Haus dem
Alltag des Lebens, in seiner Natürlichkeit gerade das
offenbarend, was wir von je an der skandinavischen
Baukunst bewundert haben: die Fähigkeit, Grundriß
und äußere Erscheinung in volle Harmonie mitein-
ander zu bringen, ohne dabei die Wünsche und Be-
dürfnisse der Bewohner zu vernachlässigen.

So entstand der kleine, durch die Eingangshalle ge-
schickt mit dem Hause verbundene Pavillon auf
Wunsch des Bauherren, seine Gäste gleichsam schon
am Gartentor zu empfangen, noch bevor sie das Haus
selbst betreten haben.

Der Eindruck kultivierter Gastlichkeit, den die Be-
sucher bereits im Gartenpavillon erhalten, wird noch
gesteigert, wenn sie in der Halle am Kamin in freund-
schaftlichem Gespräch zusammenrücken. Eine aus-
gesprochen festliche Stimmung vermittelt die strah-
lende Helligkeit des Speisezimmers, besonders wenn
die Tafel mit jenen gastronomischen Spezialitäten,
 
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