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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Hildebrandt, Hans: Die Slowakei-Ausstellung in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0282

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in dunklem Rot getönt. Die dachtragenden Stützen
des Umgangs wurden gleich den Wänden des Ober-
stocks aus hellem, gelblichem Holz gefügt. Weiße,
gemalte Ornamente beleben die zweifarbige Holz-
architektur beider Geschosse. Zur Dachdeckung
fanden bei sämtlichen Bauten lichtgraue Schindeln
Verwendung. Die volle überzeugende Anschaulich-
keit erhielten diese Siedlungsbauten erst durch ihre
Belebung mit jenen Menschen, die in ihnen zu
Hause sind. Die Häuser wurden ja von Handwerkern
aus der Slowakei erstellt, und ihre Bemalung und
Ausschmückung vollzog sich vor den Augen der
Besucher. So erschloß sich diesen der Einklang von
Bau, Volkstracht und Volkskunst, und in der Gast-
stätte konnte man sich aufs beste an Tänzen und
Liedern aus der schönen Slowakei ergötzen.

Noch gilt es, einen besonderen Schmuck der Schau
zu würdigen: Die Malereien Grete Csaki-Coponis an
den Glaswänden des gedeckten Gangs um den Frei-
platz der Gaststätte vor dem ehemaligen Hauptrestau-
rant und an der großen Glaswand im Eingangsraum
zur »Schönen Slowakei«. Improvisierend wie leicht-
hingeworfene Aquarelle mit schnelltrocknenden

Transparenzfarben teils in Strich-, teils in Spritztech-
nik aufgetragen, führen sie in Lebensgröße Szenen
aus dem slowakischen Volksleben vor: zwanglos
gruppierte Männer, Frauen und Kinder, tanzende
Paare, Musikanten usw. Die Farben sind kräftig und
leuchtend, Ausdruck und Bewegung durchweg voller
Leben. Im Umgang wurde auf durchsichtiges Fenster-
glas gemalt, an der großen Pavillonwand auf durch-
scheinendes, mattes und gerauhtes Glas. So schim-
mert hier nach dem Willen der Künstlerin das Drau-
ßen, schimmern der leichtansteigende Hang, die
Bäume und die Luft in das aller Stofflichkeit entklei-
dete Gemälde mit herein, dessen Farbklang je nach
dem Lichteinfall und je nach der wechselnden Um-
weltstimmung ständig sich wandelt und doch immer
harmonisch bleibt. Eine mannigfaltig gegliederte
Gruppe aus vielen, in ihren bunten Volkstrachten so
reizvollen Gestalten fügt sich zu einer scheinbar zu-
fällig-zwanglosen, in Wirklichkeit streng geordneten,
ausgeglichenen Komposition zusammen, deren gegen-
ständlich gelockerter, formal gestraffter Aufbau die
Eignung Grete Csaki-Coponis auch zur Bewältigung
von Großaufgaben bezeugt. - hans hildebrandt
 
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