Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 6.1873

DOI article:
Hagen, A.: Herzog Albrecht I. von Preussen als Beschützer der beiden Cranach
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51376#0140
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
130

Herzog Albrecht I. als Beschützer der Cranach.

sage.“ Im letzten die Angelegenheit betreffenden Brief, wünscht der
Fürst, dem der Empfang „gefällig und angenehm“ gewesen: „Der liebe,
ewige, barmherzige Gott wolle uns seinen Geist der Wahrheit geben,
dass wir solche Biblie oft und mit sondrer Frucht lesen mögen.“
Durch die Zeichen G. L. und H. P. geben sich als Formschneider
Gottfried Leigel und Hans Brosamer zu erkennen. Neben neuen Holz-
schnitten, einer von 1559, wurden auch alte benutzt, einer von 1550.
Wie wir das häufig in Büchern finden, ist ein und derselbe Holz-
schnitt zu verschiedenen ähnlichen Gegenständen verwandt. Der Illu-
minist war beflissen, durch abweichenden Farbenauftrag die Wiederholung
zu verdecken. Die Guache-Farben sind mit eben so vielem Geschick
als Geschmack behandelt, wobei Gold und Silber nicht gespart wurde.
Nicht allein blaue und rothe Gewänder, sondern auch das Grün der
Bäume ist mit Gold gehöht.

In und bei Königsberg entdeckt man noch vereinzelte Arbeiten
von Cranach und seiner Schule.
Im Schloss findet man fürstliche Bildnisse von Lucas Cranach dem
Sohn. In der v. Wallenrodt’schen Bibliothek das Brustbild einer Lu-
cretia mit Cranachs Monogramm. In einem Kirchdorf St. Lorenz, nicht
weit vom Seebadeort Kauschen, ein Altarblatt mit dem Abendmahl, das
seine Abkunft aus Wittenberg nicht verleugnend mit C. pinx. 1540 ge-
zeichnet ist. Ein grosses Tafelbild in der Domkirche mit dem Gebet auf
dem Oelberg verräth sich durch H. K. als eine Kunstprobe von Heinrich
Königswieser, dem nacheifernden Schüler des jüngeren Lucas Cranach.
Der dreissigjährige Krieg untergrub für zwei Jahrhunderte das
dankbare Andenken, das man dem Namen eines Dürer und Cranach
zollte. Sie wurden über Rubens und Rembrandt, wenigstens als Maler,
so gut wie vergessen. In Königsberg dachte man anders, wie dies ein
Carmen von Simon Dach darthut. Zu einem fürstlichen Beilager in
Königsberg im Jahre 1645 verfasst, enthält es in der Lobpreisung der
Braut die Verse:
Wer wird ihrer Anmuth Gunst,
Ihre Pracht und Art erreichen?
Dürer’s, Cranach’s, Rubens’ Kunst
Hat noch nie gemalt dergleichen.

K ö n i g s b e r g.

A. Hagen.
 
Annotationen