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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 6.1873

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Hübner, Julius: Wer war der Verfasser des Abrégé?
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https://doi.org/10.11588/diglit.51376#0142
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132

Wer war der Verfasser des Abrege.

Äug. Lehninger als Verfasser bezeichnet. Auch der Lokalhistoriker Benj.
Gottfr. Weinart führte denselben als Autor des Abregd an. Wenn die
Gegner dieser Annahme sich auf die von demselben Lehninger und unter
seinem Namen herausgegebene „Description de la ville de Dresde“ als
ein in der That höchst armseliges Machwerk berufen konnten, welches
den Verfasser als einen durchaus für die Autorschaft des Abrege Unbe-
fähigten erscheinen lässt, so war eigentlich damit schon die naheliegende
Vermuthung gegeben, dass Lehninger eben nichts weiter, als der Com-
pilator einer Anzahl von Aeusserungen bedeutender Autoren über die
Galerie und ihre Meisterwerke sein können, und diess ist in der That
der wirkliche Sachverhalt. Ich werde mich demnach nur noch mit der
Feststellung dieses Faktums zu beschäftigen haben, welches in der That
beiden Meinungen, welche über einen muthmasslichen Autor des Abrege
sich gebildet hatten, gewissermaassen Recht giebt. Heinecken ist in Wirk-
lichkeit der Autor der interessanten Auslassungen des Abrege über die
bedeutendsten Werke der Galerie, denn dieselben sind, um es kurz zu
sagen, wörtlich seinem sogenannten Galeriewerke *) entnommen. Es sind
diess 102 Werke der hervorragendsten Meister aller Schulen, welche in
der That den Kern des ganzen Verzeichnisses bilden, und allerdings zur
Meinung berechtigten, dass Heinecken der Verfasser des Ganzen sei, wenn
nicht wiederum gewisse Unvollkommenheiten und Meinungsverschieden-
heiten, welche noch neuerdings Justi, der geistreiche Verfasser des Leben
Winckelmann’s, mit feinem Blicke hervorgehoben hatte, ebenso entschieden
gegen diese Annahme sprächen. So beschränkt sich denn auch wie ge-
sagt, die Autorschaft Eleinecken’s auf den oben angegebenen, freilich sein-
bedeutenden und wichtigen Theil des Abrege’s. Was den kunstwissen-
schaftlichen Inhalt, namentlich die Introduction betrifft, so ist der dürftige
Anfang von einigen vierzig Zeilen, welcher zugleich das bescheidene Be-
kenntniss enthält, dass der Verfasser es gewagt habe, einige historische
Aufklärungen zu geben, „autant qu’ils m’ont etö suggeres par plusieurs
Auteurs“ sicherlich von Lehninger, während der darauf folgende Aufsatz:
Sur la Connaissance des Dessins, wörtlich aus „D’Argensville Abrege de
la vie des Peintres“ entlehnt ist. Aus demselben Werke sind die meisten
der biographischen Notizen mehr oder minder abgekürzt, aber immer
wörtlich genau entlehnt. So über Raphael, Leonardo, Guercino u. a. m. In
der ebenfalls abgekürzten Biographie Giulio Romano’s führt der Verfasser
---
*) Recueil d’Estampes d’apres les plus beaux tableaux de la Galerie Royale.
Dresde 1753. Chez les freres Walther, Libraires Imprimeurs de la Cour.
NB. In demselben Verlag erschien.1782 der Abrege.
 
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