Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

Ueber Entwäfserung

den Graben heben. Dasselbe geschieht wenn der Wasserspiegel des Flusses
hoher liegt nls der aus.zuhebende Sumpf oder Sce. Eben so hat man,
wenn das Wasser im Flusse wächst, der Art, daß der niedrigste Wasser-
spiegel niedriger, der höchste hoher liegt, als das fortzuschaffende Wasser,
den Graben während des niedrigsten Flußwassers auszutiefen und gegen
das Hochwasser durch Schleusen zü verfchließen; wenn ferner die Ländereien
gegen das Hochwasser eingedeicht sind, wo der Graben mittelst eines Siels
durch den Deich sortgefetzt ist, und wenn während der trockenen Som-
merzeit das Wasser des Sumpfs oder Sees, weil es zu tief liegt, nicht
vollständig durch den Graben abgeleitet werden kann, so wird das übrige
während des niedrigsten Sommerwassers mittelst Maschinen fortgeschaffk.

Zu demselben Falle gehört, wenn der abzulassende See oder Sumpf
in der Nähe des Meeres liegt, in welchem Ebbe und Fluth stattsindet,
wo daim der Abfluß nur wä'hrend des Endes der Ebbe und des Ansangs
der Fluth geschieht, während der übrigen Zeit aber der Leitgraben mit-
telst Schützen außer Verbindung mit dem Meere gefetzt wird.

Wenn der Grund und Boden nicht aus festem Sande oder ande-
ren festen Lagen besteht, was bei Sümpfen und Morästen niemals der
Fall ist, und das Becken soll ganz ausgetrocknet werden, um den Boden
zu urbarem Lande umzufchaffen, fo hat man zu berücksichtigen, daß mit
dem Abfluß des oberen Wassers der Boden selbst sich fenkt, indem er bei
Entfernung des mit ihm verbundenen Wassers an Volumen verliert. Häu-
sig begnügt man sich, die Ablassung folches Sumpfes nach und nach zu
bewirken. Die Grabensohle für den Abfluß des Wassers wird nämlich
riicht urfprünglich so tief gelegt, daß auch die tiefsten Stellen des Sum-
pfes zugleich entwässert werden, und daß man fpäter vielleicht eine Nach-
tiefung desselben vornimmt. Kann man aber ein Gefälle benutzen, der
Art, daß die Entwässerung vollständig geschieht, so thut man wohl, die
Anlage gleich ursprünglich darauf einzurichten, und auf das Schwinden und
Senken der Erdfchichten Rücksicht zu nehmen. Der Entwässerungsgraben
hat nur einen Querschnitt möthig, welcher die später fallenden Niederfchläge
fortwährend abzuführen vermag. Vorschriften hierüber zu geben ist bedenk-
lich, denn man weiß zwar, daß die jährlichen Niederfchläge in unferen
Gegenden in Summa eine Höhe von etwa 2 Fuß ausmachen; wenn
man nun zugleich im Durchfchnitt die Anzahl der Regentage aus mehr-
jährigen Erfahrungen und Beobachtungen entnimmt, welche pro Jahr
stattsinden, so kann man die Höhe des Wassers sinden, welche pro 24
Stunden abzuführen ist, wenn man obige zwei Fuß durch die Anzahl
der Regentage dividirt; multiplicirt man diefe Hö'he mit der Größe der
Fläche, von welcher der Regen abzuführen ist, fo erhält man die in 24
 
Annotationen