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I

G. Moller

(^eorg Moller, Hofbaudirector uNd Oberbaurath in Darmstadt,
geb. 1786 zu Diepholz im Hannoverschen, bildete sich theils in Karlsruhe
unter Weinbrenner, theils in Jtalien 1807—10, und wurde nach seiner
Rückkehr sogleich großherzlich hess. Hofbaumeister. Damals lenkte die ro-
mantische Schule die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Moller, der der-
selben ein eifriges und begeistertes Studium gewidmet hatte, wirkte hierbei
sehr anregend. Er begann die Herausgabe der ,,Denkmäler deutschec
Kunst" (Bd. 1 — 3, Darmstadt 1815 — 45) und ließ 1816 das Facsimile
des von ihm in Darmstadt auf einem Dachboden entdeckten Originalrisses
des Doms in Köln erscheinen. Jnsbesondere hatte das erstere Werk eine
große Wirkung, indem es die erste architektonisch genaue Sammlung die-
ser Art war. Ziemlich gleichzeitig machte er sich auch als praktischer Bau-
meister einen Namen; er baute das Casino (1817), das Opernhaus (1819),
die katholische Kirche (1824) und die neue Kanzlei in Darmstadt (1826),
serner die katholische Kirche in Bensheim (1827), die östliche Domkuppel
(1828), das Tbeater in Mainz (1833) u. s. w., und es gehören diese
Bauten zu den besten neuern Bauwerken Deutschlands, namentlich in con-
structiver Hinsicht. Moller zeigt sich in ihnen weit entfernt von dem un-
practischen Bestreben, die mittelalterlichen Bauformen wieder anwenden zu
wollen; er huldigt vielmehr dem Princip, daß auch die Gegenwart einen
ihr angemessenen neuen Stil zu schaffen berufen sei und zwar mit mog-
lichstem Anschluß an den Charakter und an die Construction der einzelnen
Bauten, was er aber aus dem Mittelalter beibehalten wissen will, sind
die von ihm zuerst wieder entdeckten constructiven Grundgesetze der dama-
ligen Architectur, deren wesentlichstes Princip er unter dem Namen des
Netz- oder Knotensystems an mehreren seiner Bauten angewendet hat.
Namentlich gilt Moller für die Dachconstruction als der erste unter den
lebenden Meistern; so ist z. B. die aus Eisen und Zink zusammengesetzte
Domkuppel zu Mainz ein ausgezeichnetes Werk sinnreichec Einfachheit,
ebenso die Bedachung des dortigen Theaters, welches auch noch dadurch
Menzel, Jahrb. d. Bauk. IV. Bd. 1
 
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