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Alterthümer und Ausgrnbungen.
den Westgranzen der Altmark bis an die nordostlichsten, dem deutschen Oc-
den angehorigen, Ostseeländer hinaus. Die gleichmäßige Entwickelung der
Ziegelarchitektur in allen diesen Ländern wurde hervorgehoben und zu-
gleich an dem ältestbekannten Gebäude dieses Baukreises, der um das Jahr
1150 errichteten Kirche zu Jerichow, das dieser Architektur Charakteristische
nachgewiesen. Diesem schloß sich eine kurze Uebersicht von 30 Kirchenge-
bäuden der Mark Brandenburg an, an denen der Uebergang aus dem ro-
manischen Rundbogenstyl bis zum vollendetsten gothischen nachgewiesen wer-
den kann.
VII.
ANerthümer un- A'rrsgravungen von L846.
(Kunstbl. Nr. 59.) Oberflacht (Oberamts Tuttlingen im Wür-
rembergischen Oberlande). Die schon im verwichenen Sommer begonne-
nen Entdeckungen haben durch die Bemühungen des Hauptmanns von
Dürrich und des Doctors Wolfgang Menzel zu bedeutenden Resultaten
geführt, worüber der Letztere in Nr. 269 und 270 der schwäbischen Chro-
nik ausführlich berichtet. Wir entnehmen daraus Folgendes: Das Grab-
feld hat 120 Schritte Durchmesser nach Länge und Breite, die Gräber
liegen aber nicht in regelmäßigen Reihen, sondern in Gruppen zerstreut.
Am Wege von Oberflacht nach Durchhausen fanden wir die best erhalte-
nen und auch inhaltreichsten Särge mit Eisenwaffen, vielleicht den Stand
von Herren oder Freien bezeichnend. Unterhalb derselben im Acker ent-
hielten die Särge meist je einen Bogen mit drei Pfeilen oder einen lan-
gen Stab, vielleicht den Stand der Knechte bezeichnend, noch weiter un-
ten in der Wiese lagen meist Weiber und Kinder. Doch keine dieser Re-
geln ohne Ausnahme. Wir deckten im Ganzen etwas mehr als 50 Grä-
bec auf, von denen jedoch nur 40 ergiebig gefunden wurden, indem die
übrigen gänzlich zerfallen und inhaltsleer waren. Alle Särge waren so-
genannte Todtenbäume, d. h. mit der Axt behauene und wie Troge
ausgehohlte Baumstämme. Auf den Deckeln zeigten sich meist Schlan-
genkopfe. Die Todtenbäume, worin Weiber lagen, zeigten, einen ausge-
nommen, keine Schlangenbilder, sondern waren gan; glatt. Zwei Gräber
enthielten statt der Todtenbäume gezimmerte Bettstätten. Eines zeigte
Alterthümer und Ausgrnbungen.
den Westgranzen der Altmark bis an die nordostlichsten, dem deutschen Oc-
den angehorigen, Ostseeländer hinaus. Die gleichmäßige Entwickelung der
Ziegelarchitektur in allen diesen Ländern wurde hervorgehoben und zu-
gleich an dem ältestbekannten Gebäude dieses Baukreises, der um das Jahr
1150 errichteten Kirche zu Jerichow, das dieser Architektur Charakteristische
nachgewiesen. Diesem schloß sich eine kurze Uebersicht von 30 Kirchenge-
bäuden der Mark Brandenburg an, an denen der Uebergang aus dem ro-
manischen Rundbogenstyl bis zum vollendetsten gothischen nachgewiesen wer-
den kann.
VII.
ANerthümer un- A'rrsgravungen von L846.
(Kunstbl. Nr. 59.) Oberflacht (Oberamts Tuttlingen im Wür-
rembergischen Oberlande). Die schon im verwichenen Sommer begonne-
nen Entdeckungen haben durch die Bemühungen des Hauptmanns von
Dürrich und des Doctors Wolfgang Menzel zu bedeutenden Resultaten
geführt, worüber der Letztere in Nr. 269 und 270 der schwäbischen Chro-
nik ausführlich berichtet. Wir entnehmen daraus Folgendes: Das Grab-
feld hat 120 Schritte Durchmesser nach Länge und Breite, die Gräber
liegen aber nicht in regelmäßigen Reihen, sondern in Gruppen zerstreut.
Am Wege von Oberflacht nach Durchhausen fanden wir die best erhalte-
nen und auch inhaltreichsten Särge mit Eisenwaffen, vielleicht den Stand
von Herren oder Freien bezeichnend. Unterhalb derselben im Acker ent-
hielten die Särge meist je einen Bogen mit drei Pfeilen oder einen lan-
gen Stab, vielleicht den Stand der Knechte bezeichnend, noch weiter un-
ten in der Wiese lagen meist Weiber und Kinder. Doch keine dieser Re-
geln ohne Ausnahme. Wir deckten im Ganzen etwas mehr als 50 Grä-
bec auf, von denen jedoch nur 40 ergiebig gefunden wurden, indem die
übrigen gänzlich zerfallen und inhaltsleer waren. Alle Särge waren so-
genannte Todtenbäume, d. h. mit der Axt behauene und wie Troge
ausgehohlte Baumstämme. Auf den Deckeln zeigten sich meist Schlan-
genkopfe. Die Todtenbäume, worin Weiber lagen, zeigten, einen ausge-
nommen, keine Schlangenbilder, sondern waren gan; glatt. Zwei Gräber
enthielten statt der Todtenbäume gezimmerte Bettstätten. Eines zeigte